: „Eine Notlösung“
PANIK Ein überarbeitetes Sicherheitskonzept soll Unglücksfälle im Weser-Stadion vermeiden
Als „einzigartig“ und „nicht vorhersehbar“ hat der Panikforscher Michael Schreckenberg von der Uni Duisburg-Essen den Unfall eingestuft, bei dem im vergangenen September im Weser-Stadion 30 Menschen zum Teil schwer verletzt wurden.
Nach dem Fußball-Bundesligaspiel zwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV hatte die Polizei den Block der Hamburger Fans abgesperrt – um ein Zusammentreffen mit den Bremer Fans zu verhindern. Die Absperrung hielt jedoch dem Druck der länger als vorher angekündigt Wartenden und zum Ausgang strömenden Fans nicht stand. Polizisten und HSV-Fans stürzten hinter der Absperrung auf den Treppen, am Boden liegende Menschen wurden überrannt. Nach dem Vorfall hatten HSV-Fans schwere Vorwürfe gegen die Polizei erhoben. Die Staatsanwaltschaft Bremen stellte ihre Ermittlungen gegen unbekannt jedoch gestern ein. Zugleich sagte Schreckenberg, dass das Unglück nach bereits erfolgten baulichen Veränderungen sowie Änderungen der Polizeistrategie heute „so nicht mehr passieren“ könne. Er hat nach dem Vorfall ein Gutachten nebst Handlungsanweisungen ausgearbeitet, das gestern vorgestellt wurde.
„Optimal“ wäre aus Schreckenbergs Sicht, wenn die Gästefans mit Bussen direkt in eine gesicherte Zone vor der Westtribüne gebracht und von dort auch wieder abgeholt werden könnten. Dem steht derzeit die Sportanlage des Tennisclubs Rot-Weiß im Weg. Der will bislang nicht weichen – hat aber sein Gelände von der Stadt gepachtet. Der Vertrag hat eine Laufzeit von zwei Jahren. Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) will nicht einseitig kündigen und strebt eine gütliche Lösung mit dem Verein an.
Für das fragliche Nordderby war bereits im Vorfeld eine 20-minütige Blocksperre des Oberrangs vereinbart worden – der Vorfall passierte Schreckenberg zufolge nach 24 Minuten. Die Polizei will auf solche Maßnahmen auch künftig nicht verzichten, jedoch sollen sie sich künftig auf den gesamten Gästebereich erstrecken. Für den Panikforscher sind Blocksperren dennoch „immer eine Notlösung“. mnz