: Upgrade für die Umwelt
UNEA Die Millenniumsziele haben wichtige Fragen wie Zugang zu Wasser, Klimaschutz und Artenvielfalt außer Acht gelassen. Das holen die Vereinten Nationen nun nach
HASSAN ABDEL HILAL, SUDAN
VON CHRISTIAN MIHATSCH
PHNOM PENH taz | In der Familie der Unterorganisationen der Vereinten Nationen war die Umwelt bislang ein Stiefkind. Das soll sich nun ändern. Mit einem fünftägigen Treffen in Nairobi hat die UN-Umweltversammlung Unea diese Woche ihre Arbeit als permanente UN-Einrichtung aufgenommen. Inhaltlich geht es schwerpunktmäßig um illegalen Tierhandel und den Schutz der Weltmeere, vor allem aber um die Zukunft – nämlich die Frage, wie Umweltfragen besser in die sogenannten Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) integriert werden können, die die noch bis 2015 geltenden Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs) ablösen sollen.
Allein 2013 wurden in Afrika mehr als 20.000 Elefanten und 1.000 Nashörner getötet, um Elfenbein und Horn nach Asien zu verkaufen. Insgesamt schätzt Achim Steiner, der Direktor des UN-Umweltprogramms Unep, den Markt für den blutigen Handel auf mehr als 147 Milliarden Euro jährlich. Das Geschäft ist fest in der Hand von Verbrechersyndikaten. Steiner fordert deshalb eine „globale Antwort“, die für ihn in der Zusammenarbeit verschiedener UN-Organisationen bestehen würde. „Diesen Handel können wir nicht mit einer Drohne stoppen, wir müssen Wege finden, anders darauf zu reagieren.“
Unep gibt es eigentlich schon seit 42 Jahren. Allerdings lief das Programm bislang immer nur befristet und musste regelmäßig verlängert werden. Erst mit der Gründung der Unea hat sich das geändert: „Endlich wird Umwelt auf die gleiche Stufe mit Frieden, Sicherheit, Wirtschaft, Gesundheit und Handel gestellt“, sagt Hassan Abdel Hilal, der sudanesische Umweltminister. Eine praktische Konsequenz dieser Neuerung ist die größere Autorität, die Unea über die verschiedenen Umweltkonventionen von der Konvention über Artenvielfalt bis zur Konvention über Zugvögel bekommt.
Angestoßen wurde die Aufwertung beim zweiten Erdgipfel Rio+20 2012 im brasilianischen Rio de Janeiro. Von dort stammt auch der Beschluss, die MDGs durch SDGs zu ersetzen. Bei den MDGs spielte die Umwelt eine untergeordnete Rolle: Während es klar messbare Ziele für Hunger und Krankheit gibt – und tatsächlich auch Erfolge erzielt wurden, spielte das sehr vage formulierte Ziel ökologischer Nachhaltigkeit keine große Rolle.
Das will man in Nairobi ändern. In dem Entwurf zur Abschlusserklärung sind 7 von 17 geplanten Zielen umweltrelevant – es geht um Wasser, Energie, Städte, den Klimawandel, den Schutz der Meere und der Artenvielfalt sowie Nachhaltigkeit beim Konsum und bei der Herstellung von Gütern.
Diese Verschiebung der Prioritäten ist nicht zuletzt der Erkenntnis geschuldet, dass die Ärmsten am meisten unter Umweltproblemen wie dem Klimawandel leiden und wirtschaftliche Entwicklung oft durch die Zerstörung der Umwelt konterkariert wird. Umweltschutz sei kein Selbstzweck, so Steiner: „Beim Ziel einer gesunden Umwelt geht es um gesunde Menschen. Wir helfen Menschen, zu verstehen, wie sie besser und länger leben können.“