: BSE-freie Pharmaproduzenten
Der japanische Konzern Kirin Brewing setzt auf gentechnisch veränderte, geklonte Rinder, die garantiert keinen Rinderwahnsinn bekommen sollen
Ein US-japanisches Forscherteam hat gentechnisch veränderte Rinder geklont, die resistent gegen den Rinderwahnsinn (BSE) sein sollen. Den Rindern fehlt nach Angaben der Forscher das körpereigene Prionen-Protein. Eine räumlich veränderte Variante dieses Proteins gilt als Auslöser für den Rinderwahnsinn.
Die Forschergruppe um Jürgen Richt vom US-amerikanischen National Animal Disease Center in Ames, Iowa, geht davon aus, dass sich bei prionenfreien Rindern auch kein BSE entwickeln kann. Um die prionenfreien Tiere „herzustellen“, schalteten die Forscher zunächst in isolierten Zellen von Holsteiner Rindern gezielt das für die Prionen zuständige Gen aus. Mit der gleichen Methode, mit der auch das schottische Klonschaft Dolly entstand, klonten sie dann aus diesen Zellen 12 Rinder.
Mittlerweile seien die geklonten Rinder schon zwei Jahre alt, berichten die Forscher in ihrer von der Fachzeitschrift Nature Biotechnology vorab veröffentlichten Studie. Erste Tests bestätigten auch ihre Annahme, dass die Tiere kein BSE bekommen können. Drei Tiere hatten sie getötet, um Hirngewebe isolieren zu können. Sie vermischten einen Teil dieser Zellen mit Proben von Rindern, die an BSE erkrankt waren. Aus früheren Versuchen war bekannt, dass „gesunde“ Prionen die krankheitsauslösende Struktur annehmen, wenn sie mit den BSE-Prionen vermischt werden. Bei dem prionenfreien Hirngewebe von den geklonten Rindern war das erwartungsgemäß auch nicht der Fall.
Ein endgültiger Beweis für eine BSE-Resistenz ist das noch nicht. Denn noch ist unklar, welche Rolle die Prionen beim Rinderwahnsinn tatsächlich haben. Die Forscher hoffen daher, dass sie mit den übrig gebliebenen neun Klonrindern weitere Beweise für ihre Hypothese liefern können. Sie wollen jetzt an den lebenden Tieren zeigen, dass sie nicht für Rinderwahnsinn anfällig sind. Frühestens in anderthalb Jahren werden die ersten Ergebnisse aus den Infektionsversuchen vorliegen.
Finanziert wurden die Forschungsarbeiten vor allem von dem japanischen Konzern Kirin Brewing. Die in den USA ansässige Kirin-Tochter Hematech, die an den Klonversuchen beteiligt war, ist spezialisiert auf die Herstellung von Antikörpern mittels genveränderten Tieren. Die Antikörper werden unter anderem als Medikamente eingesetzt. Zudem ist Hematech Hersteller von Rinderserum, das in der Forschung und Pharmaproduktion verwendet wird.
Sollten die prionenfreien Rinder tatsächlich gegen BSE immun sein, will Hematech sie für ihre Produktion nutzen. Mit ihnen will Hematech eine ganze Herde von „Produktionstieren“ züchten. Ihr Serum und ihre Antikörper könnte Hematech dann als garantiert „BSE-frei“ vermarkten. WOLFGANG LÖHR