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Archiv-Artikel

„Wir waren der Motor“

JUBILÄUM Die Gesamtschule Mitte feiert ihr 25-jähriges Bestehen mit einem großen Konzert

Von JPB
Armin Stolle

■ 80, hat 1988/1989 die Gesamtschule Mitte mitgegründet und war bis 1996 deren Rektor. Er ist im Friedensforum aktiv und trat 1993 aus der SPD aus, weil diese den Asylkompromiss mittrug.

taz: Herr Stolle, die Gesamtschule Mitte (GSM) wird 25 Jahre – was ist daran bemerkenswert?

Armin Stolle: Entstanden ist die GSM 1989 maßgeblich durch eine Elterninitiative aus dem Viertel. Die Schule gab Anstöße für Neuerungen in der Schulpolitik.

Was war das Neue?

Die GSM war kleiner als üblich und strebte von Anfang an einen Ganztagsbetrieb an. Wir haben uns mit Essen versorgt und nachmittags Arbeitsgemeinschaften und Projekte organisiert. Vor allem aber war sie auf den Stadtteil orientiert.

Wie sah das aus?

Die Schüler gingen raus, schon im 5. und 6. Schuljahr und erkundeten das Umfeld der Schule und später die ganze Stadt. Zudem gab es Schwerpunkte, in denen Wahlpflichtfächer wie etwa Arbeitslehre gleichwertig mit Hauptfächern bewertet wurden. Widerstände aus der Behörde gab es vor allem dagegen, dass wir Schüler für eine Differenzierung nicht trennten.

Das müssen Sie erklären …

Die Kultusministerkonferenz gab vor, Schüler danach zu differenzieren, ob sie eher auf Haupt-, Real- oder Gymnasialniveau sind. Sie sollen dann getrennt auf ihrem Niveau unterrichtet werden. Wir haben sie aber – auch auf Wunsch der Schüler – alle im Klassenverband nach Niveaus gemeinsam unterrichtet.

Heute wäre das alles ja nichts Besonderes mehr.

Stadtteilschulen und Oberschulen arbeiten mittlerweile so, es hat sich viel im Hinblick auf Integration und Inklusion entwickelt. Damals aber gingen wir voran. Wir waren der Motor für die neue Entwicklung in Bremen und auf Bundesebene hin zu kleineren Gesamtschulen.

Sind Sie zufrieden mit der heutigen Schulpolitik?

Nein, nicht, was die Zweiteilung in Oberschulen und Gymnasien angeht. Und: Für die Inklusion müssten viel mehr Lehrerstellen geschaffen werden. Bildung müsste wie Häfen oder Verkehr als ein Feld für Zukunftsinvestitionen gesehen werden. INTERVIEW: JPB

Jubiläumsfeier: 19 Uhr, Kulturzentrum Schlachthof