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Archiv-Artikel

Und wer soll’s nun richten?

FLUGHAFEN-ZUKUNFT Noch in dieser Woche könnte klar sein, wer der mysteriöse Investor ist, der in den gebeutelten Airport Lübeck-Blankensee einsteigt. Das hat Insolvenzverwalter Klaus Pannen angekündigt. Weil jener „Mr. X“ aber bereits erste Forderungen an die finanziell doch arg klamme Hansestadt gestellt haben soll, macht die taz.nord ein paar superexklusive – aber vor allem: bessere – Vorschläge

Klaus-Michael Kühne

Der Milliardär zahlt seine Steuern zwar in der Schweiz, fühlt aber so hanseatisch, dass er sich schon der Rettung des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV nicht verschließen konnte. Da kann er auch der kleinen Hanse-Schwester unter die Arme greifen, zumal der Flughafen Blankensee vergleichsweise überschaubare Verluste macht. Und ein Flughafen hätte – anders als ein Fußballverein – zumindest vage Bezüge zu Kühnes Kerngeschäft: der Mann macht in Logistik.

Direkt an der wichtigen LKW-Route nach Skandinavien könnte seine Firma Kühne & Nagel einen Luftfracht-Hub einrichten. Und am Ende ließe sich Kühnes Engagement in Lübeck sogar noch sinnvoll mit dem beim HSV verbinden: Sollte der irgendwann wieder um den Europapokal mitspielen, könnte die Mannschaft mit einem Heimflug nach Lübeck das Hamburger Nachtflugverbot umgehen.

Das soll hier nicht unterschlagen werden: Kühnes Einstieg hätte seinen Preis. Für die 92 Mitarbeiter gäbe es wohl keine Garantien, Kühne pflegt eigene Leute zu installieren. Und in Richtung der alten heißt es dann schon mal: „Ich fände es gut, wenn er versuchen würde, an neuer Wirkungsstätte an alte Zeiten anzuknüpfen.“  JANK

ECE

Böse Zungen behaupten, der angeblich im Bau befindliche Hauptstadtflughafen sei eigentlich doch mehr als Shopping-Mall konzipiert worden. Wenn das für Berlin richtig ist, kann es für Lübeck nicht falsch sein: Die Otto-Tochter ECE wäre der einzig wahre Investor für Lübecks Lufthafen. Die Firma verfügt über weltweite Erfahrung im Bau und Betrieb von Einkaufszentren und hat gezeigt, dass sie Geld auch an der Peripherie zu verdienen versteht.

Zwar würde die neue Blankensee-Mall auf der grünen Wiese mit dem örtlichen Einzelhandel tabula rasa machen. Aber die Pleitestadt Lübeck würde vom vom fabelhaften Gewerbesteueraufkommen der ECE profitieren. Und das verwüstete historische Zentrum wäre ein schönes Betätigungsfeld für die „Stiftung lebendige Stadt“ – Gründer: ECE-Chef Alexander Otto.  KNÖ

Die Possehl-Stiftung

Es waren ja die Lübecker Bürger, die den Erhalt des Flughafens gegen die Politik durchgesetzt haben. Nur konsequent wäre es da, käme der Bürgerflughafen auch in Bürgerhand. Und welche Institution könnte das überzeugender darstellen als die Possehl-Stiftung, das Herzstück lübschen Bürgersinns? Sie finanziert schon lange alles, wofür die Stadt kein Geld hat, oder, so Emil Possehl selbst, „alles Gute und Schöne“.

Im Stiftungszweck heißt es, man setze sich „für die Erhaltung des schönen Bildes der Stadt und ihrer Anlagen, die Förderung der Jugend, die Pflege von Kunst und Wissenschaft und die Linderung der Not der Bedürftigen ein“. Und was für ein Bild gäbe die Stadt ab ohne ihre prominenteste Anlage? Die Jugend könnte man mit ein paar Lehrstellen für Bodenpersonal fördern. Und Kunst könnte man auch in der Abfertigungshalle pflegen: ein paar Bilder an die Wand, kuratiert von, klar, Björn Engholm.  JANK

Ikea

Der Möbelkonzern scheint sich Norddeutschland zum Experimentierfeld auserkoren zu haben. In Hamburg haben die Schweden gerade ihr erstes Möbelhaus in einer kontinentaleuropäischen Einkaufsstraße errichtet, in Lübeck-Dänischburg steht seit April ihr erstes Einkaufszentrum in Deutschland. Da liegt es nahe, dass Ikea auch bei einer anderen Diversifizierung der Geschäfte in Lübeck, nun, landet.

Mit dem Zielpublikum ist man ja bestens vertraut: Wer billige Möbel kauft, will auch billig in den Urlaub fliegen – aber nicht irgendwie: Ein bisschen ansprechend darf es schon sein. Synergien ergeben sich aber auch bei der Bordverpflegung: Hot-Dogs, Kötbollar und Mandelkuchen – auf den meisten Flügen wären sie ein Gewinn.  KNÖ

Der Hansa-Park

Rund 40 Kilometer sind es, die den Hansa-Park von Lübeck trennen – damit ist der dortige Flughafen wichtig für jene Fans, die von weit her kommen, um im Hansa-Park zum Beispiel den „Fluch von Novgorod“ zu erleben: eine Achterbahn, die in 1,4 Sekunden auf 104 Kilometer pro Stunde beschleunigt, im Dunklen fährt und mit 97 Grad „den weltweit steilsten Drop“ bietet.

Zwingend, schon die Anreise entsprechend zu gestalten: Ein Flugzeug schafft einen Drop von 180 Grad, es bietet im freien Fall rund 9,81 Meter pro Sekunde und fliegt auch bei Sturmböen. Der Hansa-Park der Familie Leicht könnte alles in den Schatten stellen, was an Achterbahn weltweit aufgefahren wird. Herr Leicht, übernehmen Sie!  KLI