: Noch ein Flughafen
Der Flughafen Mönchengladbach wird wieder für den Linienverkehr geöffnet. Nicht alle freuen sich darüber
Wer dem nordrhein-westfälischen Winter durch die Luft entfliehen will hat die freie Auswahl: Die Großflughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn fliegen den Globus an, Dortmund, Münster/Osnabrück, Paderborn, Weeze oder Aachen/Maastricht ergänzen das Angebot. Doch damit nicht genug: Ab dem 6. Februar wird der Flughafen Mönchengladbach wieder für den Linienflug geöffnet. Die österreichische Fluglinie Smartline wird zweimal täglich die Verbindung zwischen dem Niederrhein und dem Flughafen St. Gallen-Altenrhein in der Schweiz herstellen. Knapp dreieinhalb Jahre flugfreie Zeit sind dann vorbei. Die letzten Linien-Flieger hatten Mönchengladbach im Oktober 2003 verlassen.
Der „Verkehrslandeplatz Mönchengladbach“ wurde im Jahr 1955 ursprünglich nur für den Segelflug freigegeben. Die 500-Meter lange Grasbahn war für schwerere Maschinen nicht vorgesehen. Eine echte Start- und Landebahn aus Beton kam erst 1973 hinzu. 1994 erwarb die Flughafen Düsseldorf GmbH 70 Prozent an der Flughafengesellschaft, zwei Jahre später konnten die ersten Linienflüge von und nach Mönchengladbach starten, ehe nach Abwanderung und Konkurs der ansässigen Fluggesellschaften der Betrieb eingestellt wurde – vorübergehend.
Ein „Förderverein Flughafen Mönchengladbach“ fordert seit seiner Gründung im Jahr 2000 den Ausbau des Flughafens. Vertreter der Stadtsparkassen, Industrie- und Handelskammern oder der örtlichen Reisebüros haben sich zur Aufgabe gemacht, „der Öffentlichkeit die wirtschaftliche Bedeutung des Flughafens für die Region“ zu vermitteln. Dazu gehört auch der Antrag für eine 2.320 Meter lange Start- und Landebahn.
Air Berlin-Chef Joachim Hunold gibt dem Flughafen im Fall einer Verlängerung gute Chancen, sich als „dritte Startbahn für den Düsseldorfer Flughafen“ zu etablieren. Das würde dann wohl auf Kosten des Flughafen Weeze gehen. „Von mir aus können die Weeze morgen dicht machen“, sagte Hunold der Rheinischen Post. Air Berlin hatte sein Angebot vor vier Jahren wegen der zu kurzen Landebahn eingestellt. Wenn Mönchengladbach ausgebaut werde, könne sich die Gesellschaft vorstellen, dort wieder zu fliegen.
Auch Düsseldorfs Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) wird das gerne hören. Mit dem Sommerflugplan 2008 stößt der Düsseldorfer Flughafen an seine Kapazitätsgrenzen. „Wir brauchen dringend eine Ausweichmöglichkeit“, so Erwin. Der sowohl von der alten rot-grünen als auch von der aktuellen schwarz-gelben Landesregierung ins Gespräch gebrachte Ausbau des Düsseldorfer Flughafens scheiterte bislang am Widerstand der Anwohner und auch der lokalen Politik. Mönchengladbach ist die angenehmere Lösung für Erwin – und wohl auch die billigere.
Die Bürgerinitiative „Airpeace“ befürchtet jedenfalls Schlimmes: Angrenzende Naturschutzgebiete seien gefährdet, der Flughafen schreibe pro Jahr fünf Millionen Euro Verlust, außerdem seien die Flughäfen von Aachen und Weeze schon jetzt nicht ausgelastet. Unterstützt wird der Protest von den Bürgermeistern der Städte Dormagen, Kaarst, Korschenbroich, Meerbusch, Neuss und Willich. Eine Entscheidung über den Ausbau soll im März fallen.
HOLGER PAULER