Der Blitzableiter-Kandidat

SPD-Vorsitz in Schleswig-Holstein: Frey tritt gegen Stegner an. „Es gibt keine Führungskrise“, sagt der Vorstand

Während die SPD-Fraktion in einer Kieler Kneipe feierte, nutzte Claus Möller, SPD-Chef in Schleswig-Holstein, die Gelegenheit zu einer Pressekonferenz im Hinterzimmer. Seine Botschaft: „Es gibt keine Führungskrise.“ Der Parteivorstand spricht sich für Innenminister Ralf Stegner als neuen Vorsitzenden aus.

Gegenkandidat Stephan Frey, der sich kurz nach Neujahr ohne Rückhalt eines Ortsvereins um den Posten beworben habe, könne nicht mit der Unterstützung des Vorstandes rechnen – das sei aber kein formaler Beschluss, sagte Möller, immerhin sei das Verfahren noch nicht abgeschlossen. Dass allerdings bis zum geplanten Wahltermin im März weitere Kandidaten auftauchen, scheint unwahrscheinlich.

Der Vorstand hatte vor rund einem Jahr mit der Suche nach einem neuen Vorsitzenden begonnen – „wegen des Traumas von 2002“, sagte Möller. Damals war der einzige Bewerber um das Amt, Franz Thönnes, auf dem Parteitag niedergestimmt worden, Möller hatte als Kompromiss-Kandidat den Vorsitz übernommen. Möller, der nicht wieder antreten will, erinnerte daran, dass er vor Stegners Bewerbung Interessenten aufgerufen habe, „aus der Deckung“ zu kommen. Als der Innenminister aber den Hut in den Ring warf, sei er „nicht durchs Land gezogen, um Gegenkandidaten zu suchen“. Stegner stehe für Kontinuität.

Möller ist nicht der einzige, der nun ausdrücklich für den streitbaren Minister eintritt: Sowohl Arbeitsminister Uwe Döring als auch einzelne Gruppen der Partei, etwa der Umweltflügel, bekunden ihr Vertrauen zu Stegner. Der selbst sieht die Lage gelassen: „Frey stört mich nicht. Ich hätte mir allerdings einen ernsthafteren Gegenkandidaten gewünscht“, sagte er der taz. Warum sich prominentere Genossen nicht zur Wahl stellen? „Keiner verliert gern, das weiß ich von mir selbst.“ In der Partei habe er großen Rückhalt, sagte Stegner. Insgesamt habe ihm nichts Besseres passieren können als ein Gegenkandidat.

So argumentiert auch Stephan Frey, der in den vergangenen Tagen per Pressemitteilung von Intrigen einiger Kreisverbände gegen Stegner sprach. Gestern gab er bekannt, er werde seine Kandidatur aufrecht erhalten – er habe durchaus Unterstützer. Ein Kandidat für alle Stegner-Gegner. Eine Wiederholung des Traumas von 2002 könnte sich so verhindern lassen. ESTHER GEIßLINGER