Börsianer sind heiß auf Apples neues „iPhone“

Ankündigung eines Multimedia-Handys setzt Aktien der Konkurrenz unter Druck. Deutscher Zulieferer profitiert

BERLIN taz ■ Die Ankündigung von Apple-Chef Steve Jobs, unter dem Namen „iPhone“ ein Mobiltelefon auf den Markt zu bringen, sorgt für Wirbel an der Börse. Der Konzern will den erfolgreichen Musikplayer iPod zu einem Multimedia-Handy weiterentwickeln und damit auch Firmen wie Nokia und Motorola Marktanteile abnehmen. Erhältlich ist das neue Gerät zunächst ab Juni in den USA.

Während Apples Aktienkurs seit der Ankündigung um mehr als zehn Prozent zulegte, gerieten die Kurse anderer Handy-Hersteller unter Druck: Die Papiere von Nokia und Motorola gaben gestern rund zwei Prozent nach; Samsung rutschte um knapp vier Prozent nach unten. Vor allem den Herstellern von Geräten im höheren Preissegment droht eine neue Konkurrenz. Auch die Kurse von Konkurrenten wie dem Blackberry-Hersteller RIM und Palm gaben deutlich nach.

Seit Monaten spekulieren die Finanzmärkte darüber, dass Konzernchef Jobs eine Mischung aus einem Handy und dem iPod enthüllen werde. Sollte Apple jetzt das Gerät erfolgreich absetzen, könnte der Konzern mit seinem kombinierten Handy-iPod an den Erfolg des vor fünf Jahren an den Start gebrachten Musikplayers anknüpfen. Diesen verkaufte Apple inzwischen mehr als 70 Millionen Mal. Das iPhone könnte Apple zudem dabei helfen, seine dominante Stellung auf dem Markt für tragbare digitale Geräte auszubauen. In den USA hält Apple mit dem iPod einen Marktanteil von mehr als 70 Prozent.

Profitieren konnten die Aktien eines deutschen Zulieferers: Die Kurse des Unternehmens Balda aus Bad Oeynhausen, das die Touchscreens für das iPhone liefern wird, legten zeitweise um fast elf Prozent auf 8,37 Euro zu. I Auch die Aktien des Chipherstellers Infineon stiegen um bis zu 2,6 Prozent auf 11,20 Euro und damit auf den höchsten Stand seit Juli 2004. Ob das Unternehmen die Chips für den iPhone liefert, ist nach Aussage eines Unternehmenssprechers noch nicht sicher.

Microsoft hatte bereits vor der Ankündigung des Mobiltelefons dem Rivalen mit einem Konkurrenzprodukt gedroht. Mircosofts iPod-Konkurrent Zune hat sich allerdings bislang am Markt noch nicht durchsetzen können.

Nach der US-Markteinführung im Juni soll das iPhone im vierten Quartal dieses Jahres in Europa und im kommenden Jahr in Asien angeboten werden. Apple-Chef Jobs nannte als Ziel, im Jahr 2008 zehn Millionen iPhones zu verkaufen; das wäre ein Prozent des weltweiten Handy-Marktes.

In den USA soll das Modell mit einem vier Gigabyte großen Speicher 499 Dollar und mit acht Gigabyte 599 Dollar kosten. Analysten erklären dazu, dass der Preis eine Verbreitung des Gerätes im mittleren Preissegment verhindern soll. Jedoch gebe es trotzdem für Apple mit dem iPhone große Wachstumschancen. „Es ist eindeutig für die Kunden im oberen Marktsegment gedacht, und diese sind die Kunden, bei denen der meiste Gewinn gemacht werden kann“, sagte ein Sprecher des Konzerns am Mittwoch. SVEN KULKA

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