: Erst die Randale, dann die Entschuldigung
STADTDERBY Dauerregen macht den neuen HSV-Rasen unbespielbar. Es kommt zu Ausschreitungen
Nach der witterungsbedingten Absage des Hamburger Derbys hat sich HSV-Chef Bernd Hoffmann persönlich bei seinem Amtskollegen Stefan Orth vom FC St. Pauli entschuldigt. Samstagnacht hatten rund 200 Anhänger beider Vereine Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper geworfen und HSV-Anhänger sollen das von Pauli-Fans genutzte Lokal „Jolly Rogers“ gestürmt haben. 45 Randalierer kamen in Gewahrsam, vier von 500 eingesetzten Polizei-Beamten wurden leicht verletzt.
„Bernd Hoffmann hat mich angerufen und sich entschuldigt, auch für die Ausschreitungen von HSV-Fans in der Nacht“, sagte Orth am Sonntag bei einer Pressekonferenz. Als Nachholtermin komme der 16. Februar in Betracht, eine Entscheidung werde heute erwartet.
Eine Platzkommission hatte Samstag den neu verlegten Rasen in der Imtech-Arena kontrolliert. Da der Platz komplett unter Wasser stand und laut Wetterprognosen Regenfälle von bis zu 80 Litern pro Quadratmeter für Sonntag vorausgesagt worden waren, wurde die Partie abgesagt. Erst Freitagabend hatte der HSV die Rasenerneuerung abgeschlossen. Für viele Beobachter zu spät, denn das letzte HSV-Heimspiel fand 16 Tage vor dem Derby statt. Laut HSV hätte der Rasen wegen Bodenfrosts nicht eher verlegt werden können.
„Es wäre unmöglich gewesen, dort zu spielen“, sagte HSV-Trainer Armin Veh. „Der Ball rollt nicht, bleibt einfach liegen“, sagte Krägel. „Da ging wirklich nichts“, sagte auch St. Paulis Teammanager Christian Bönig, der sich nach der Absage selbst ein Bild machte. „Aber die Frage ist, warum die Arbeiten nicht früher vorgenommen wurden.“
Die Profis vom Lokalrivalen FC St. Pauli wunderten sich, warum sie am Samstag auf ihrem Trainingsgelände spielen konnten, während das auf dem neuen Rasen beim HSV nicht möglich war. Allerdings mussten auch in den unteren Spielklassen Hamburgs und Schleswig-Holsteins am Wochenende zahlreiche Spiele abgesagt werden.
Für das 16. Derby war erstmals ein Public Viewing im Millerntor-Stadion vorgesehen. Für erwartete 12.000 Fans wurden zwei Videowände installiert. Die Kosten werden auf rund 15.000 Euro taxiert. St. Pauli wolle aber keine Schadenersatzforderungen stellen. „Es war eine Verkettung unmöglicher Umstände. Den Ausfall zu prüfen liegt nicht in meiner Macht“, sagte Orth.
Ob die Ausschreitungen aus Wut über die Absage geschahen oder Plan von Hooligans waren, ist bislang noch unklar. (dpa)