Das Ding, das kommt : Ein Öffner für die Augen
SCIENCEVILLE-PLAKAT Joerg Zboralskis Entwurf wird Kultstatus erlangen
Zwar lotet das Hamburger „Scienceville“-Festival vom 11. 7. an den Zusammenhang von Glück und Ignoranz aus, aber wir sind glücklich, zu wissen, was vom Festival überbleibt: Das Plakat von Joerg Zboralski. Ein in einen schwarzen Kreis auf blassgrauem Grund gepinnter Zettel, kariert, auf den mit Kuli der Satz gekrakelt ist: MICH INTERESSIERT SCHON LANGE DAS NICHTS – das ist es.
Klar, die Botschaft ist kryptisch. Aber ein Blick reicht, und schon stellt sich genau jene melancholisch-lustige Atmo ein, die auch den Zauber der Räume des Schülers von Maler-Star Gerhard Richter ausmacht. Zboralski, im März kurz nach dem 47. Geburtstag gestorben, baute Bühnen für mit Regisseurin Mirja Biel verantwortete Schauspiel-Produktionen. Verständlich: Zwar gelten Bühnenbildner in der Kunstwelt oft wenig. Aber für sein künstlerisches Statement gegen eine durch Dekorations- und Repräsentationsgedanken geprägte Kunst gab es kein besseres Betätigungsfeld. Und so schuf er schrammelige Brachen, in denen ein ramponiertes Material zu sich selbst kam und die dem Betrachter die Augen öffneten.
Herrlich sein in Bremen für „Léonce und Lena“ errichtetes, versponnen-realistisches Reich Popo, in dem sich Peniswitze und Philosophie in so großer Selbstverständlichkeit auf Augenhöhe begegneten, wie in Georg Büchners Text. Wird das Scienceville in Hamburg-Wilhelmsburg, das auch eine Zboralski-Ausstellung zeigt, so gut wie sein Plakat, wird es ein großes Festival. BES
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