: Neues von der Front
Zerstörte männliche Identitäten gibt es nicht nur im „Spiegel“, sondern jetzt auch bei der „Jungen Freiheit“
Die mediale Herrenfront gegen eine Politik, die sich um Geschlechtergerechtigkeit bemüht, hat gestern Zuwachs bekommen: Auch die rechtslastige Junge Freiheit hat nun entdeckt, dass Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) einer „totalitären Ideologie“ anhängt, die „nach dem Kaderprinzip durch eine auserwählte Truppe Linientreuer von oben nach unten durchgesetzt werden soll“.
Gemeint ist wieder einmal das Prinzip „Gender Mainstreaming“, bei dem Politik darauf achten soll, dass sie Ungerechtigkeiten oder Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen eher abbaut als verstärkt werden sollen. Die Junge Freiheit, die gerichtlich durchsetzte, dass sie in Verfassungsschutzberichten nicht mehr erwähnt wird, folgt in Argumentation und Wortwahl dem Spiegel und der FAZ. Diese hatten von der Leyen ebenfalls unterstellt, mit Gender-Mainstreaming-Projekten die männliche Identität „zerstören“ zu wollen. In der Jungen Freiheit präzisiert nun Männeraktivist und Geschlechterforscher Gerhard Amendt: „Wer Identitäten zerstört, zerstört Menschen.“
Das allerdings hat die konstruktivistische Schule in der Jungenpädagogik, um die es geht, nun eigentlich nicht vor. Ihr geht es eher darum, die Identität der Jugendlichen in ihrer Einzigartigkeit zu stärken, indem einengende Stereotype in Frage gestellt werden. Was auch Soziologe Amendt wissen dürfte.
Die Junge Freiheit hat nicht nur die Inspiration, sondern auch Zitate und Beipiele der FAZ und dem Spiegel entlehnt. In dieser Hinsicht sind unsere beiden Meinungsführerzeitungen, die zusammen eine Auflage von fast anderhalb Millionen Exemplaren erreichen, also ganz auf der Linie eines Blatts, dem gemeinhin eine Scharnierfunktion zwischen rechtskonservativen und rechtsextremen Positionen zugesprochen wird.
Problematisch ist dabei nicht nur, dass Mainstream-Medien nahtlos in der Geschlechterfrage an den Rechtsextremismus anschlussfähig sind. Problematisch ist auch, dass die Artikel journalistisch sehr ähnlich sind. Dass die Junge Freiheit Diffamierungen und Anwürfe druckt, ohne die Angegriffenen zu Wort kommen zu lassen, verwundert bei einem solchen Tendenzblatt kaum. Dass aber auch Spiegel und FAZ auf journalistisches Handwerk verzichten und stattdessen eine Art Treibjagd veranstalten, zeigt, dass zumindest die journalistische Identität dieser Männer doch schon arg zerstört ist. Wenn daran mal nicht Ursula von der Leyen schuld ist. OES