BERLIN - VON KENNERN FÜR KENNER In diesen Fettnapf soll man treten

Kirsten Reinhardts Gastrokritik: Im Imbiss Fettnapf in Prenzlauer Berg isst man kontrolliert angebaute und hübsch zerhackte Pommes frites

Fett macht glücklich, zumindest kurzfristig. So sind es die Schnellimbisse, deren verheißender Fettgeruch die anzieht, die wenig Geld und auch sonst nichts zu Lachen haben. Aber: Fett riecht. Das weiß jeder, der einmal an einer Fritteuse gearbeitet hat oder bisweilen Morgens um fünf heißhungrig vor Hähnchenspießen steht, um auf sein postalkoholisches Nachtmahl zu warten.

Der Fettnapf befindet sich im Nukleus des Bobo-Lebens am Prenzlauer Berg, in Spuckweite vom Wasserturm. Die Menschen, die ihre Marken-Kinderwagen über das Trottoir schieben und auf eine Portion Fritten mit hausgemachter Sauce und Bionade oder Biobier einkehren, sind nicht die typische Fast-Food-Klientel. Und im Laden riecht nichts, obwohl hinter der grafitfarbenen Theke unter dem schnörkeligen Deckenstuck das Öl in langen Alubecken wabert. In 135 Litern Rinderfett – Veganer seid gewarnt! – werden hübsch unregelmäßig zerhackte Kartoffeln zu gold-knusprigen Fritten verarbeitet. Sie wachsen in kontrolliertem Anbau, in Falkenhain in Thüringen, sagt Achim Spindler, Architekt und Chef des Fettnapfs.

Außer den Fritten gibt es noch Spieße mit Wildschwein – das schießt regelmäßig ein Jäger aus der Gegend –. Maispoularde oder Garnelen für die, die Geld und auch sonst was zu Lachen haben. Dass die Luft im kleinen Laden nicht ölgeschwängert ist, liegt an der guten Lüftungsanlage und am Fettwechsel alle drei Tage.

Daher die gehobenen Preise: „Fisch & Fritten“ kosten 6,20 Euro, die Spieße mit dem unkonventionellen Getier zwischen 3,40 und 5,40 Euro. Das Wichtigste aber – die Fritten! – gibt es in drei Größen für 1,50 bis 2,60 Euro. Dazu Saucen: Dijon Dill, Trüffel Mayo, Gelber Curry & Ananas oder Erdnuss-Cocos. Empfehlenswert sind die Gemüsefritten für 2,90 Euro: zarte Stücke von Möhren, Sellerie, Kohlrabi, Zwiebel, Paprika und Kartoffeln sind kurz frittiert und schmecken perfekt zur nussig-frischen Pistazien-Quark-Sauce.

Leider erkalten die Gemüsestücke unter der Sauce schnell, es empfiehlt sich, um ein Extra-Saucen-Schälchen zu bitten. Wer auf die handgerollte Tüte aus Lebensmittelpapier, die das Herz eines jeden Produktdesigners höher schlagen lässt, verzichten will, bekommt sein Essen im Schälchen und kann im Nebenraum essen. Am schönsten ist es aber auf den Barhockern im Ladenfenster: Die Frittentüte in das kleine Loch im Thekenbrett stecken und die Anwohner samt Nachwuchs in ihrem natürlichen Habitat beobachten, also zwischen Designer-Lampenladen und Saunabad.

FETTNAPF, Rykestr. 48, Prenzlauer Berg, U2 Senefelder oder Eberswalder Straße, geöffnet täglich 12–22 Uhr. Pommes frites in drei Größen (1,50 bis 2,60 €). Tipp: Gemüsefrites (2,90 €)