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Archiv-Artikel

Öl verschmutzt Vogel- und Korallenparadies

NATURSCHUTZ Zwei Nationalparks mit einzigartiger Natur von Ölpest bedroht. Zum dritten Mal in vier Jahren verschmiert Schweröl von auf Grund gelaufenen Schiffen die norwegischen Küsten

STOCKHOLM taz | „Anscheinend will man nichts lernen“, schimpft Pål Bugge von der norwegischen Naturschutzorganisation Naturvernforbundet. In der Nacht zum Freitag war im Schärengebiet vor der südostnorwegischen Küste der Frachter „Godafoss“ auf Grund gelaufen. Von einer halben Million Liter Schweröl liefen vermutlich 300.000 aus. Ein fünf und ein drei Kilometer langer Ölteppich treiben in Küstennähe auf dem Meer. Ein Teil der Brühe erreichte die Küsten beidseits des Oslo-Fjords. „Es ist wesentlich mehr Öl, als wir erwartet haben“, erklärte ein Sprecher der Katastropheneinsatzzentrale am Sonntag.

Das Unglück ähnelt anderen Unfällen der letzten Jahre. In allen Fällen bewegten sich die Schiffe ohne Lotsen in unmittelbarer Küstennähe – und liefen dort auf Grund. Dabei handelte sich glücklicherweise nur um Frachter, nicht um Öltanker. Doch allein der Schweröl-Inhalt ihrer Treibstofftanks genügte jeweils, eine umfassende Ölpest zu verursachen.

Die Umweltschutzorganisation Bellona fordert, Schiffen mit schwerem Bunkeröl in küstennahen Gewässern zu verbieten und nur Fahrzeuge mit leichtem Schiffsdiesel zuzulassen. Dieser würde sich im Notfall schneller auflösen. Auch eine umfassende Lotsenpflicht verlangten die Umweltschützer.

Das für eine isländische Reederei unter der Flagge von Antigua und Barbuda registrierte Containerschiff „Godafoss“ war kurz nachdem der Lotse das Schiff verlassen hatte, mit hoher Geschwindigkeit auf Grund gelaufen. „Ein Unglück mit Ansage“, meint Pål Bugge: Zuletzt habe es in dem Meeresgebiet mehrere Beinaheunfälle gegeben –wegen Navigationsfehlern.

Betroffen ist der einzige maritime Nationalpark Norwegens, der Ytre-Hvaler Park. 220 gefährdete Tier- und Pflanzenarten gibt es hier und seltene Kaltwasserkorallenriffe. Ebenfalls bedroht ist der schwedische Meeresnationalpark Kosterhavet im Süden.

REINHARD WOLFF