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Archiv-Artikel

Alter schützt vor Mehrheit nicht

Bei der Landesdelegiertenkonferenz der niedersächsischen Grünen in Stade setzt sich Dorothea Steiner im Kampf um den Parteivorsitz gegen die favorisierte Filiz Polat durch. Es war auch ein Kampf der Generationen

Es war ein ungleiches Duell. Im Kampf um einen Platz an der Doppelspitze der niedersächsischen Grünen spielte die Landtagsabgeordnete Dorothea Steiner am Samstag in Stade ihre ganze Erfahrung aus und ließ ihrer 30 Jahre jüngeren Fraktions-Kollegin Filiz Polat keine Chance. „Power und Energie haben nichts mit Alter zu tun, denn es gibt junge und alte Schlafmützen genauso wie es junge und alte Energiebündel gibt“, rief Steiner den rund 130 Delegierten zu. Ein Jahr vor der Landtagswahl in Niedersachsen sei sie „die richtige Person zur richtigen Zeit“, sagte die 58-Jährige und erntete stürmischen Applaus.

Spätestens an diesem Punkt zeichnete sich ab, dass die parteiintern als Favoritin gehandelte Polat allzu blass und damit chancenlos war. Nicht zuletzt für Parteichef Raimund Nowak, der mit großer Mehrheit wiedergewählt wurde, war Steiners Sieg eine Überraschung – wenn nicht gar eine persönliche Niederlage. Denn Polat, deutsch-türkische Diplom-Volkswirtin aus Bramsche (Kreis Osnabrück), gilt als politisches Ziehkind des 51-Jährigen, der die Grundsatzabteilung des hannoverschen Oberbürgermeisters Stephan Weil (SPD) leitet. Polat, die ein „Zeichen für Erneuerung“ hatte setzen wollen, wirkte enttäuscht: „Ich schätze mal, ich habe im letzten Moment die Delegierten nicht überzeugen können.“

Nach ihrer Wahl schien Steiner selbst ein wenig überrascht zu sein: „Ich bin vom Gegenteil ausgegangen“, sagte die gebürtige Bayerin, die die Tschernobyl-Katastrophe 1986 zum Eintritt in die Partei bewogen hatte. Schließlich sei sie vorher nicht als Favoritin gehandelt worden. Sie wolle das Profil der Grünen-Landespartei schärfen und radikalere Alternativen zur Regierungspolitik anbieten, kündigte Steiner an. „Die Grünen müssen mehr Konturen haben in bestimmten Bereichen.“ Monika Wendel/Michael Kirner, dpa