: Park & Ride über den Schienen
Am S-Bahnhof Poppenbüttel soll ein kostspieliges P&R-Parkhaus gebaut werden – zu Lasten der Nachbarn und zum Frommen des Alstertal-Einklaufszentrums. Den Plan machte die Bahn
von Gernot Knödler
Die Wandsbeker GAL versucht in letzter Minute, den Bau eines vierstöckigen Parkhauses am S-Bahnhof zu stoppen. Das Park & Ride-Haus, in dem Pendler ihre Wagen lassen sollen, um mit der S-Bahn weiter in die Stadt zu fahren, sei überdimensioniert, zu teuer und nehme auf die Nachbarn zu wenig Rücksicht, kritisiert die Bezirksfraktion. Die Bahn hat das Parkhaus, das sich überwiegend auf ihrem Grund befindet, zwar genehmigt. Wie aus gut unterrichteten Kreisen zu hören ist, haben sich die Kostenschätzungen für das Parkhaus stark erhöht. Ob es unter diesen Umständen gebaut wird, ist zweifelhaft.
Das Projekt „P & R-Anlage Poppenbüttel“ steckt schon seit einigen Jahren in der Pipeline. Am S-Bahnhof Poppenbüttel beginnen die Linien S1 und S11. Die existierenden Park & Ride-Plätze sind ausgelastet, so dass sich die Pendler in den angrenzenden Wohnstraßen Parkplätze suchen. Auch die GAL akzeptiert diesen Befund. „Die GAL bezweifelt nicht, dass es ein P & R-Haus geben muss“, sagt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Astrid Boberg, „aber nicht zu diesem Preis.“
Der besteht zunächst aus den schieren Kosten, die P&R-Betriebsgesellschaft aus dem Topf der Stellplatzabgabe bezahlen muss. Mit 9,5 Millionen Euro wurde das Projekt veranschlagt – ein Betrag, der Insidern zufolge nicht ausreichen wird. Allein die Größe des Bauwerks mit rund 500 Parkplätzen verursache hohe Kosten, sagt Boberg. Dazu komme dass es auf Stelzen über die Gleise gesetzt werden solle, was hohe Anforderungen an das Tragwerk und die Sicherheit nach sich ziehe. Das Geld werde bei anderen wichtigen Projekten, etwa für ein P & R-Haus am Bahnhof Meiendorfer Weg fehlen.
Die GAL kritisiert, dass der Bau die benachbarten Gebäude überragen solle und dass das Recht der Anwohner vor Lärm, Abgasen und dem Gebäudeschatten geschützt zu werden, nicht gewahrt worden sei. Es sei zweifelhaft, ob das vereinfachte Planverfahren der Bahn rechtens gewesen sei. Ein Teil des Gebäudes stehe schließlich auch auf öffentlichem Grund.
Boberg und ihre Fraktionskollegen halten den Bedarf von 623 bis 682 Stellplätzen, der in einem Gutachten zum Projekt ermittelt worden sei, für übertrieben. „Eine derartig hohe Zahl von P & R-Stellplätzen gibt es derzeit nur in Harburg, Neugraben und Veddel, die den gesamten Pendlerverkehr südlich von Hamburg aufnehmen müssen“, argumentieren sie. Die GAL wähnt, dass die Firma ECE an Stellplätzen im P&R-Haus interessiert sei, weil sie nicht weit davon das Alstertal-Einkaufszentrum betreibt. Die ECE hat sich bereit erklärt, 290.000 Euro der Planungskosten zu tragen. Eine Bürgerschaftsdrucksache zu dem Projekt sieht vor, dass die ECE Stellplätze im Parkhaus kaufen können soll, fall dieses nicht ausgelastet sein sollte.