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Kunstwerke, die nach 1933 den Eigentümer gewechselt haben, bedürfen einer exakten Prüfung der Besitzverhältnisse, fordert Michael Eissenhauer, Präsident des Deutschen Museumsbundes, in einem Gespräch mit der ddp.

Die heutige Versteigerung der „Berliner Straßenszene“ (1913) von Ernst Ludwig Kirchner im New Yorker Auktionshaus Christie’s ist für ihn ein „Desaster“. Das Gemälde dürfte um die 20 Millionen US-Dollar einbringen und ist damit voraussichtlich für die Öffentlichkeit verloren.

Bis heute gibt es Zweifel, ob es notwendig war, dass Berlin das Gemälde der Erbin der früheren jüdischen Besitzer zurückgegeben hat. Zuvor gehörte das Bild zum Bestand des Berliner Brücke-Museums. Der Münchener Anwalt Daniel Amelung hat daher bereits Strafanzeige gegen Klaus Wowereit (SPD) und Kultursenator Thomas Flierl (Linkspartei.PDS) eingereicht.

Auch Eissenhauer glaubt, dass die Rückgabe einige Fragen offen lässt, und kritisiert gleichzeitig den Bund: Auch dieser solle sich größere Mühe bei der Prüfung von Rückgaben geben, die in finanzieller und kultureller Hinsicht wertvoll sind. Eissenhauer beklagt Deutschlands Unfähigkeit, „eine der Inkunabeln des Expressionismus“ zu halten.

Und wieder gibt es Ärger mit der teuren Kunst: Der Art-Cologne-Kunstmesse gelang es leider nicht, ein 165.000 Euro wertvolles Ernst-Bloch-Gemälde vor Diebstahl zu schützen. Auch eine Bronzeskulptur des Künstlers A. R. Penck wird vermisst. Die Polizei bemüht sich noch um eine Spur. Wie gut also, dass man sich andernorts der immateriellen Kunst widmet: In Erlangen findet am kommenden Wochenende das 4. Hörkunstfestival statt. Man darf gespannt sein auf „Aqua“-Klangsteine und eine neu interpretierte „Winterreise“.