Grenzwertig

Deutschland hat einen der höchsten Grenzwerte für Mobilfunkstrahlung: 10 Millionen Mikrowatt pro Quadratmeter. Die Wissenschaftsdirektion des EU-Parlaments empfiehlt 100 Mikrowatt. Der deutsche Grenzwert ist von der WHO empfohlen und hat zwei Kontrollinstanzen passiert: das Bundesamt für Strahlenschutz und die Strahlenschutzkommission. Die WHO hat ihre Empfehlung von der International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection (ICNIRP) übernommen, deren Mitglieder teilweise auch für die Industrie arbeiten. ICNIRP-Vorsitzender von 1996 bis 2000 war der Physiker Jürgen Bernhardt, von 1989 bis 1998 im Bundesamt für Strahlenschutz Abteilungsleiter für Medizinische Strahlenhygiene und Nichtionisierende Strahlung. Nebenbei saß er in der Strahlenschutzkommission, als Vorsitzender des Ausschusses Nichtionisierende Strahlen (1987 bis 1989 und 1999 bis 2002). In anderer Funktion hat er also seinen eigenen Vorschlag abgesegnet. In einem Interview räumte er „Hinweise auf krebsfördernde Wirkungen und Störungen an der Zellmembran“ ein, aber: „Wenn man die Grenzwerte reduziert, dann macht man die Wirtschaft kaputt, dann wird der Standort Deutschland gefährdet“ (Quelle: Grasberger/Kotteder: „Mobilfunk – Ein Freilandversuch am Menschen“. Kunstmann Verlag, München 2003).