LESERINNENBRIEFE
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Etwas für die Gesundheit tun

■ betr.: „Ist Bio doch gesünder“, taz vom 15. 7. 14

Der Gesetzgeber toleriert Tenside, Lösungsmittel, Flammschutzmittel, Weichmacher, Emulgatoren, Konservierungsmittel, Geschmacksverstärker, Herbizide, Fungizide, Insektizide, Schwermetalle, Nanopartikel, Mikrofasern und so weiter – für alles gibt es Grenzwerte. Die toxischen Effekte von Fremdstoffen addieren sich jedoch, und bei den Hunderten von Substanzen, denen wir ausgesetzt sind, kann es leicht zur Überforderung der grandiosen Reparaturmechanismen in unseren Zellkernen kommen. Die Folge: Zunahme von Krankheiten und erhöhte Krebsraten. Die Schutzwirkung von Antioxidantien als Radikalfänger ist seit Jahrzehnten bekannt. Da ist der tägliche Verzehr von Nahrungsmitteln aus ökologischem Anbau, ohne Pestizide, Cadmium oder aus der Düngung mit Klärschlamm stammenden Schadstoffen das Beste, was man für seine Gesundheit tun kann. Auch wenn sich das in den üblichen, meist wenige Wochen lang durchgeführten Tests nicht statistisch signifikant nachweisen lässt. ANITA SCHWAIER, Angermünde

LED-Leuchten in Großenwiehe

■ betr.: Ökologische Straßenbeleuchtung

Zurzeit wird in Großenwiehe die Straßenbeleuchtung auf LED-Leuchten umgestellt. Dies finanziert sich durch die Stromeinsparung über die nächsten 10 Jahre. Das heißt, dass sogar nach diesen 10 Jahren die Gemeinde nur noch die Hälfte an Stromkosten bezahlen muss. Durch die Stromeinsparung wird auch 50 Prozent CO2 reduziert und die Wartungskosten sind bei LED-Leuchten geringer. Ich finde es schön, dass manche Gemeinden sich dafür entschieden haben und damit etwas für den Umweltschutz tun. Da ich mit meinen 16 Jahren der nächsten Generation angehöre, freue ich mich über solche Investitionen in die Zukunft der Umwelt. Da kaum jemand Großenwiehe kennt, zumindest in Brüssel oder Berlin, wäre es trotzdem schön, wenn größere Gemeinden und Städte diesem Beispiel folgen würden. Es ist toll, dass die Bürger in meinem Dorf auf diese Art global denken und lokal handeln. LEA DETHLEFS, Großenwiehe

Unfassbare Simplifizierung

■ betr.: „Zurück in den Irak?“, taz vom 19./20. 7. 14

Die Situation in Syrien und im Irak ist ohne Zweifel beängstigend und verstörend. Niemand, der bei einigermaßen klarem Verstand ist und über einen moralischen Kompass verfügt, wird einfache Antworten finden, was „wir“ tun können, um weiteres Blutvergießen und eine Machtergreifung der Isis zu verhindern. Ihr Gastautor John McTernan gibt aber genau diese einfachen Antworten und stellt jeden, der gegen eine erneute Intervention ist, in eine schlichte Ecke: „Einige sind immer noch wütend“, andere glauben, die USA und Großbritannien sollen die Suppe selbst auslöffeln, oder denken, dass „die Araber“ keine Demokratie können. Das ist alles Unsinn und McTernan argumentiert deshalb so ausführlich darüber, weil er nichts zu allen ernsthaften Bedenken gegen eine Intervention sagen will.

Kein Wort über den Zustand der Demokratie im Irak, über die Duldung der Isis durch die sunnitische Bevölkerung in den „überrannten“ Gebieten, über die Frage, welche Erfolgsaussichten eine Intervention denn habe, nichts darüber, welche Hindernisse und Risiken für deren Erfolg für die Menschen im Irak, in Syrien und in Europa bestehen. Nichts über Kräfteverhältnisse in der Region, nichts über die vergangenen Fehleinschätzungen von Blair und Konsorten, zu denen er kräftig beigetragen hat. Nichts darüber, was hinterher kommt, außer einer vagen Aussicht auf „Demokratie“. Nichts über die Frage, ob und wie es denn irgendwann wieder „raus aus dem Irak“ gehen könne. Stattdessen trifft er simple Annahmen, dass Druck auf Maliki dazu führen werde, eine repräsentative Regierung im Irak sicherzustellen. Warum dies nach der Mobilisierung schiitischen Widerstands gegen die Isis einfacher sein soll als in den vergangenen Jahren – dazu kein Wort.

Die Annahme, dass der beendete interne Machtkampf der irakischen Kurden als Vorbild für eine Versöhnung von Sunniten, Schiiten, Alaviten und Kurden in der Region dienen könne, ist ebenfalls eine unfassbare Simplifizierung. Leute wie McTernan mit ihrer Ignoranz gegenüber der realen Dynamik kriegerischer Auseinandersetzungen und ihrer bösartigen Kritik an Menschen, die zu anderen Schlüssen kommen als sie selber, schaden jedem Versuch, eine vernünftige Debatte über die Situation im Irak zu führen. RALF ALBERS, Hamburg

Nicht zum Schmunzeln

■ betr.: „Dieses Mal fällt der Skandal aus“, taz vom 15. 7. 14

Also, schmunzeln konnte ich nicht, als ich davon hörte, dass der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Michael Hartmann, mit 100 Gramm der als hoch gefährlich eingestuften Droge Crystal Meth erwischt wurde. Als er dann sogar noch behauptete, die 100 Gramm seien zum Eigengebrauch, da war es bei mit mit der Glaubwürdigkeit vorbei. Ein Herr Hartmann, der doch jahrelang dagegen war, selbst „weiche“ Drogen wie Marihuana oder Haschisch zu entkriminalisieren, wird mit einer solch gefährlichen Substanz erwischt und wahrscheinlich gegen Auflagen davonkommen. Jeder normale Bürger, der an der Grenze damit erwischt wird, muss sich sofort vor einem Haftrichter verantworten, der dann in den meisten Fällen Untersuchungshaft anordnet. Ich selbst bekam in meiner Heimat Rheinland-Pfalz für „nur“ 5 Gramm Haschisch zwei Jahr Haft ohne Bewährung! Man müsste ihm eine empfindliche Haftstrafe aufbrummen! Oder kommt jetzt der Wandel in der deutschen Drogenpolitik? CHRISTIAN GINKER, Dieburg