Husch, husch, zurück ins Krisengebiet!

KRIEG Sechs Fußballer verweigern Rückreise in die Ukraine. Der Verein droht mit harten Strafen

BERLIN taz | Rauchwolken steigen über der ostukrainischen Stadt Donezk auf. Auf den Straßen liefern sich prorussische Separatisten heftige Gefechte mit der ukrainischen Armee. Zahlreiche Zivilisten sind auf der Flucht. Es ist augenscheinlich nicht die Umgebung, in der man sich auf Fußball konzentrieren möchte.

So denken offensichtlich auch sechs südamerikanische Spieler des ukrainischen Meisters Schachtjor Donezk. Sie reisten nach einem Testspiel bei Olympique Lyon (1:4) nicht mit der Mannschaft zurück in die Ukraine. Die brasilianischen Profis Alex Teixeira, Dentinho, Douglas Costa, Fred, Ismaily und der Argentinier Facundo Ferreyra verweigerten den Rückflug und nutzten die Frankreichreise, um sich abzusetzen. Rinat Achmetow, Klubbesitzer und reichster Mann des Landes, forderte die Rückkehr der abtrünnigen Profis und drohte mit Strafen in Millionenhöhe. „Die Spieler haben Verträge, die sie einhalten müssen. Falls sie nicht zurückkehren, werden sie zuerst leiden“, warnte der Oligarch auf der Internetseite des Vereins. Er betont: „Es gibt nichts zu befürchten. Wir garantieren die Sicherheit der Spieler.“

Achmetow mag garantieren, was er will, trotzdem wird in naher Zukunft kein Fußballspiel in Donezk angepfiffen. Der ukrainische Fußballverband muss jedoch noch darüber entscheiden, wo der Klub seine Partien austragen wird, solange die Kämpfe anhalten.

Nach Angaben des russischen Internetportals „R-Sport“ soll auch Ligakonkurrent Metalist Charkow einen plötzlichen Abgang zu verzeichnen haben. Der Argentinier Sebastian Blanco ist nach dem Trainingslager seines Vereins in Österreich nicht in die Ostukraine zurückgekehrt. „Nach dem Absturz des malaysischen Flugzeugs sehe ich keinen Anlass, in die Ukraine zu fliegen“, wird Blanco zitiert: „Die Situation dort ist alles andere als normal. Ich werde vorerst in Buenos Aires bleiben.“

Ebenfalls in einer vertrackten Situation befinden sich die Spieler und Verantwortlichen des FC Kopenhagen. Diese müssen in gut einer Woche in der dritten Runde der Champions-League-Qualifikation bei Dnipro Dnipropetrowsk antreten. Bedenken vonseiten des dänischen Klubs aufgrund der Lage in der Krisenregion wurden aber von der Uefa zurückgewiesen. Die Dringlichkeitskommission des europäischen Fußballverbandes attestierte der Stadt die notwendige Sicherheit für die Austragung von Heimspielen.

SEBASTIAN HONEKAMP