: Namen von Kasernen auf dem Prüfstand
BUNDESWEHR An zehn Standorten diskutiert die Truppe, ob die Namensgeber historisch nicht zu sehr belastet seien. Die Bundesregierung findet, Geschichtsverständnis könne nicht diktiert werden
BERLIN taz | In zehn Kasernen der Bundeswehr findet derzeit eine Diskussion über den jeweiligen Namensgeber statt. Die Belegschaft soll sich eine Meinung bilden, ob neue historische Erkenntnisse eine Umbenennung erforderlich machen. Darunter sind etwa die Mudra-Kaserne in Köln und die Hindenburg-Kaserne in Munster. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor, die der taz vorliegt.
HistorikerInnen hatten Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) bereits vor Monaten in einem Brief aufgefordert, die Kasernen, die nach „Kriegshelden der Wehrmacht“ benannt worden sind, zu überprüfen. Die Anfrage der Linken übernahm diese Forderung.
In der Antwort des Verteidigungsministeriums vom 17. Juli heißt es, für die Namen von Kasernen sei die Ministerin nicht zuständig. Geschichtsverständnis könne nicht von oben diktiert werden. Die jeweilige Kasernenbelegschaft könne jeweils autark über den Namen in den Grenzen des Rechts entscheiden.
An der General-Hans-Graf-Sponeck-Kaserne in Germersheim ist bereits ein neuer Name gefunden worden. Sie heißt zukünftig Südpfalz-Kaserne. Sponeck war an nationalsozialistischen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg beteiligt. In Germersheim ist ein Luftwaffenausbildungsbataillon stationiert. Ein Historikerstabsoffizier hielt einen Vortrag über den Forschungsstand zu Sponeck, woraufhin die Umbenennung durch das Kommando Luftwaffe beschlossen wurde.
Die Benennung von Kasernen richtet sich nach der seit 1982 geltenden Richtlinie zur Traditionspflege. Darin heißt es, dass Kasernen nach Persönlichkeiten benannt werden, die sich „durch ihr gesamtes Wirken oder eine herausragende Tat um Freiheit und Recht verdient gemacht haben“. Viele der Kasernen haben ihre Namen allerdings aus einer Zeit vor 1982, als diese Richtlinie noch nicht galt.
Ulla Jelpke, Bundestagsabgeordnete der Linken, verurteilt die abwartende Haltung der Bundesregierung scharf. Sie erwartet eine deutliche Distanzierung der Bundeswehr von zweifelhaften Persönlichkeiten der Wehrmacht. „Die Bundeswehr war von Anfang an hin- und hergerissen zwischen Demokratiebekenntnissen und Wehrmachtsglorifizierung“, erklärt Jelpke. „Angesichts ihres Interventionskurses könnte man vermuten, dass sie Wehrmachtsoffiziere für gar nicht so unpassende Vorbilder hält“, so Jelpke weiter.
HENNING RASCHE