Hamburg hustet

CRUISE DAYS

Schon wieder dicke Luft in Hamburg. Kaum haben sich Einheimische und Touristen die Rußpartikel vom Hafengeburtstag Anfang Mai aus den Atemwegen gehustet, schweben schon die nächsten dunklen Wolken heran. Sechs Kreuzfahrtschiffe werden vom 1. bis 3. August zu den Cruise Days im Hafen festmachen. Zwei Luxusliner von Aida, das ewige ZDF-Traumschiff „Deutschland“ und drei weitere Luxus-Liner haben sich angekündigt. Eine Auslaufparade wird es geben, ein Feuerwerk ebenfalls, der ganze Hafen wird nächtens blau illuminiert, und die Shanty-Rocker Santiano spielen auch noch.

Und das alles, um die Kreuzfahrtreedereien gnädig zu stimmen. 186 Schiffsanläufe erwartet Hamburg in diesem Jahr, 600.000 Passagiere und eine Wertschöpfung von rund 270 Millionen Euro. Die 35 Millionen Euro, welche die 570.000 Besucher der Cruise Days 2012 ausgaben, kommen noch obendrauf.

Sehr zum Ärger von Umweltorganisationen wie dem Naturschutzbund (Nabu), der Kreuzfahrtschiffe für „schwimmende Müllverbrennungsanlagen“ hält. Der gesundheitsgefährdende Ausstoß von Luftschadstoffen wie Rußpartikeln, Stickoxiden oder Schwefeldioxid belastet an solchen Tagen den gesamten Hafenrand. Selbst während der Liegezeiten an den Kais haben Kreuzfahrtschiffe mit ihren Tausenden von Kabinen sowie Pools, Salons, Küchen und Restaurants den Energieverbrauch einer Kleinstadt, und den decken sie gewöhnlich mit absurd billigem und hoch giftigem Bunkeröl. Deshalb fordern der Nabu und andere Umweltschützer den Einsatz schwefelarmen Treibstoffs, den Einbau von Filtern und Landstromanlagen, an deren Steckdosen die Luxusliner mit Ökostrom versorgt werden. Die erste dieser Anlagen soll in Hamburg nächstes Jahr fertig sein. Dann kann endlich sauber gefeiert werden.  SMV