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Archiv-Artikel

Berlin will rote Laterne loswerden

ARBEITSMARKT Berlin mag nicht länger das Bundesland mit der höchsten Arbeitslosenquote sein: In Kooperation mit der Arbeitsagentur will der Senat nun vor allem den Druck auf junge Menschen erhöhen

Der Senat will stärker mit der Bundesagentur für Arbeit kooperieren, um die Arbeitslosigkeit zu senken. Arbeitssenatorin Dilek Kolat (SPD) sagte am Dienstag nach der Sitzung des Senats, sie hoffe, „dass der Berliner Arbeitsmarkt sich nachhaltig entwickelt, verbessert und wir tatsächlich dann die Schlusslichtposition abgeben können“. Bis wann das gelingt, dazu wollte sie „jetzt keine Prognose wagen“.

Die Arbeitslosigkeit in Berlin liegt derzeit bei 11 Prozent. Um an dem zweitschlechtesten Bundesland vorbeizuziehen, müsste die Arbeitslosenquote entweder hier um 0,3 Prozentpunkte sinken oder alternativ in Bremen entsprechend steigen. Nächste Zielmarke wäre dann Mecklenburg-Vorpommern (10,5 Prozent). Auf Platz 1 liegt derzeit Bayern mit 3,5 Prozent, der Bundesdurchschnitt liegt bei 6,5 Prozent.

Bei der Arbeitslosigkeit von jüngeren Menschen bis 25 Jahren war Bernd Becking, Vorstandsmitglied der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit, stolz darauf, dass Berlin als eins von nur drei Bundesländern die Quote senken konnte. Im Jahr 2012 lag die Jugendarbeitslosenquote noch bei 13,3 Prozent, im Jahr 2013 bei 12,0 Prozent, aktuell sind es noch 10,5 Prozent. Berlin liegt damit derzeit nur noch 0,8 Prozentpunkte hinter dem Vorletzten, Mecklenburg-Vorpommern.

In Zukunft wollen Senat und Arbeitsagenturen ihre jeweiligen Förderprogramme enger aufeinander abstimmen. Kolat: „Denn nur so kann die Wirkung der eingesetzten Mittel erhöht werden.“ Man wolle „nicht nur Maßnahmen und Programme miteinander verbinden, sondern engmaschig aufeinander abgestimmt handeln“.

Ein Schwerpunkt wird dabei auf die Förderung junger Erwachsener zwischen 25 und 35 Jahren ohne Berufsabschluss gelegt. Dazu wurde ein spezielles „Spätstarter“-Programm aufgelegt, das diesen Menschen eine zweite Chance auf eine Berufsausbildung ermöglichen soll, sagte Kolat. Von rund 56.000 Arbeitslosen im Alter zwischen 25 und 35 Jahren habe die Hälfte keinen Berufsabschluss, bilanzierte Kolat. Derzeit würden 3.100 Personen aus dieser Gruppe nachqualifiziert.

Es sei nicht leicht, diese Gruppe zu motivieren, sagte Becking. Viele von ihnen arbeiteten bereits in niedrig qualifizierten Jobs und hätten Familien, die sie ernähren müssten. Da nochmals eine dreijährige Ausbildung zu beginnen zu noch niedrigeren Löhnen, sei schwer zu vermitteln. SEBASTIAN HEISER (mit dpa)