Mann hilft mir im Zug,

den Koffer auf die Ablage zu legen, und guckt nicht bloß abwartend zu, weil Frauen ja emanzipiert sein wollen. Einen schwächer ausgebildeten Schultergürtel haben wir trotzdem.

Mann hilft mir ohne zu fragen, den Kinderwagen die U-Bahn-Treppe runterzutragen und nicht erst, nachdem ich mehrmals geschrien habe: „He Sie! Ja Sie, schauen Sie nicht auf den Boden, junger Mann! Hallo! Können genau Sie, der Sie sich jetzt die Treppe runterschleichen wollen, mal mit anfassen? Bitte?! Ach, die Bandscheibe, verstehe. Na, dann vielleicht Sie ältere Dame …? Vielen Dank. Verzeihung, die anderen sind so schnell weggerannt.“

Mann fährt mich nachts nach Hause und lässt mich nicht freundlicherweise an einer finsteren U-Bahn-Station raus. Und schaut dann aus dem Autofenster, bis ich zur Haustür reingegangen bin.

Mann lädt mich mal zum Essen ein. Ich mach das doch auch mit ihm! Drink ausgeben ist auch galant. Und heißt trotzdem nicht, dass ich immer zu Diensten bin.

Kinder und Schwangere gehören nicht nur in Prenzlauer Berg und Mitte (Berlin) zum Straßenbild.

Für jedermann, -frau und -kind ist es selbstverständlich, einer Schwangeren in der Bahn einen Sitzplatz anzubieten und Sie an der Kasse vorzulassen.

Keine Akademikerin fühlt sich mehr gezwungen, sich nach der Geburt ihres Kindes in eine nicht arbeitende, hyperbesorgte, mental unbefriedigte Ultramutti zu verwandeln.

Jeder Tag ist Frauen-, Männer- und Kindertag!

WINNIE BÖWE, 37, KABARETTISTIN, SCHAUSPIELERIN, SÄNGERIN