: Wellenkampf in Bayern
Befürworter eines BR-Jugendradios auf UKW wollen die Senderentscheidung pro Klassik-Kanal nicht hinnehmen
Offiziell ist die geplante Junge Welle im Radioangebot des Bayerischen Rundfunks vom Sender endgültig in das Internet und aufs Digitalradio abgeschoben. „Es ist nicht die Absicht der Geschäftsführung, die Junge Welle zu Lasten von Bayern 4 Klassik auf UKW zu verbreiten“, sagte vorige Woche BR-Hörfunkdirektor Johannes Grotzky. Doch jetzt artet die Diskussion um ein öffentlich-rechtliches Jugendradio in Bayern zu einem Kampf der Kulturen aus. Die Frontlinie im Freistaat heißt: klassische Musik gegen Alternative/HipHop/Independent/Electro. Nachdem in den letzten Wochen Institutionen wie der Bayerische Musikrat Front gegen einen Jugendsender machten, tun sich nun jungen Hörer und junge PolitikerInnen parteiübergreifend zusammen, um für einen eigenen Sender auf UKW zu streiten.
Der BR hat fünf verschiedene Radioprogramme, aber anders als die meisten anderen ARD-Anstalten keine eigene Jugendwelle. Auf Bayern 4 (B4) wird rund um die Uhr Klassik gesendet. In der Oktober-Sitzung des Rundfunkrates hatten sich Vertreter von SPD, CSU und Grünen für ein junges Programm auf UKW stark gemacht und immer wieder auf die geringe B4-Quote verwiesen. Die Räte einigten sich schließlich mit dem BR darauf, Daten über das Nutzungsverhalten aller Altersgruppen zu besorgen. Die Entscheidung über eine mögliche Verschiebung von B4 ins Digitalradio zugunsten eines Jugendradios auf UKW wurde zunächst vertagt. Jetzt wird das Ergebnis der Oktober-Rundfunkratssitzung plötzlich als „partielle Diskussion“ abgetan, die, so der BR, „ohne Auswirkung auf die Entscheidung der Geschäftsführung bleibt“.
Doch die Jungen wollen das nicht hinnehmen: „Radio nur im Internet, das ist doch Unsinn für eine Altersgruppe, die ständig on the road ist“, so Martina Kobriger, Rundfunkrätin und Präsidentin des Bayerischen Jugendrings (BJR), gegenüber der taz. „Dem Bayerischen Rundfunk muss auch klar sein, dass damit eine soziale Auslese stattfindet: Digitalempfänger kosten um die 200 Euro und Internetradio ist mangels DSL nur in den Ballungsräumen empfangbar.“ Mit der Jungen Union wollte der BJR auf einer gemeinsamen Vorstandssitzung gestern Abend das Vorgehen abstimmen. Denn auch die CSU-Jugendorganisation ist nicht einverstanden mit der herrischen BR-Entscheidung. „Wir teilen die Ansichten des BJR“, so der JU-Vorsitzende und Europaparlamentarier Manfred Weber gegenüber der taz. Es sei offensichtlich, dass es in den bestehenden Programmen zu wenig Angebote für junge Leute gebe. Auch die grüne Landtagsabgeordnete Ulrike Gote ist massiv verärgert: „Die Sache ist nicht entschieden, das geht so nicht.“
MAX HÄGLER, München