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Archiv-Artikel

american pie Keine Wetten in der Wüste

Das All-Star-Game der NBA findet am Wochenende in Las Vegas statt – der Glücksspielmetropole,die von den großen Profiligen ansonsten gemieden wird

Am kommenden Wochenende kommt der Zirkus nach Las Vegas. Nicht, dass die Stadt das nötig hätte. Die glitzernde Glücksspielzentrale hat so viele Attraktionen zu bieten, von einem im Viertelstundentakt ausbrechenden Pappmaché-Vulkan bis zu Siegfried und seinem lädierten Roy, dass die besten Basketballer der Welt wohl nicht weiter auffallen werden.

Trotzdem hat die NBA ihr alljährliches All-Star-Game in diesem Jahr nach Las Vegas vergeben. Üblicherweise werden Städte bedacht, in der bereits eine NBA-Mannschaft ihren Sitz hat. Doch in Las Vegas sucht man Franchises der großen Profi-Ligen vergeblich: Football und Baseball, Basketball und Eishockey leisten es sich, einen der am stärksten wachsenden und damit interessantesten Märkte der USA links liegen zu lassen. Die größte sportliche Attraktion sind bislang die UNLV Rebels, die Basketballspieler der University of Nevada – Las Vegas.

Der Grund dafür ist simpel: Keine Liga, von denen die meisten schon einen oder mehrere Korruptionsskandale hinter sich haben, möchte den Eindruck erwecken, man kuschele mit dem Glücksspiel, dem organisierten gar oder dem illegalen. NBA-Boss David Stern hat verfügt, dass sämtliche Casinos zuerst einmal alle Spiele seiner Liga aus dem Wettprogramm nehmen müssten, bevor sich Las Vegas überhaupt nur Hoffnungen auf eine Franchise machen dürfte. Und die Football-Liga NFL, deren Spiele mit Abstand die meisten Wettumsätze generieren, hat Las Vegas eine ganz eindeutige Absage erteilt. Im Jahre 2004 immerhin wären die Montreal Expos beinahe nach Las Vegas umgezogen, aber der Baseball-Klub entschied sich dann doch für das unverfänglichere Washington als neuen Standort. Am wahrscheinlichsten scheint momentan noch, dass die NHL in absehbarer Zukunft ein Team in Las Vegas stationiert. Die kränkelnde Eishockey-Liga hat bereits einen „flexiblen Umgang“ mit den Glücksspielpraktiken signalisiert.

Zwar sind kleinere Profi-Ligen in Las Vegas bereits präsent in Baseball, Eishockey und Hallen-Football. Doch für den Umzug eines erstklassigen Teams fehlt noch ein weitere Voraussetzung: Das Thomas & Mack Center, wo auch das All-Star-Game steigt, ist 23 Jahre alt, entsprechend veraltet und nicht allzu attraktiv für umzugswillige Teambesitzer. Trotzdem sei es nur noch eine Frage der Zeit, bis in der Stadt ein millionenschweres Profiunternehmen seine Zelte aufschlägt, glaubt Joe Maloof. „Eher früher als später“, verkündete der Besitzer der Sacramento Kings, „wird es ein NBA-Team in Las Vegas geben.“ Maloofs Familie betreibt eines der größten Casinos in der Wüstenstadt. Er war es auch, der angeregt hatte, den All-Star-Zirkus nach Las Vegas zu bringen, aber dass seine Kings den Weg nach Osten antreten, das hat er ausgeschlossen.

Für Stern ist das All-Star-Wochenende auch „ein Testfall“, ob Profi-Basketball in Las Vegas funktionieren kann. Der seit mehreren Skandalen in letzter Zeit sehr um das Image seiner Liga besorgte NBA-Chef weiß selbst, dass in Zeiten des Internets die Gefahr, dass Buchmacher und organisiertes Verbrechen versuchen Spiele zu verschieben, von überall her kommen kann. Trotzdem: Wer am Wochenende in der selbst ernannten „Unterhaltungshauptstadt der Welt“ weilt, kann dort auf alles wetten – nur nicht auf den Ausgang des All-Star-Spiels.

THOMAS WINKLER