unicef-studie : Peinliche Schlappe
Es ist schon eigenartig: Da werben zwei Hansestädte um die Wette mit ihren Kulturhauptstadt-Qualitäten. Definieren sich gar als Pioniere für die Kinderkultur, wie in Hamburg geschehen – um dann bei der ersten Unicef-Studie zur Gesundheit und Bildung von Kindern senkrecht abzustürzen.
KOMMENTARVON PETRA SCHELLEN
Da finanzieren Hamburger Mäzene freien Eintritt für Kinder in Museen – ob die Kleinen überhaupt lesen können, interessiert offenbar nur am Rande. Da präsentiert sich Bremen als Touristenmagnet – um dann zu offenbaren, dass der verwahrlost gestorbene Kevin kein Einzelfall war, sondern Symptom.
Was ist los in Norddeutschlands Hansestädten, die das Geld für Repräsentativbauten ausgeben, beim Kinderschutz aber versagen? Noch weiß man es nicht, zeigt die Studie doch bislang nur Fakten, die die Verantwortlichen nicht schätzen werden. Die – wie nach dem Pisa-Kater – nach Skandinavien reisen werden, wo auch Kindergesundheit besser funktioniert. Die wieder sagen werden, dass fremde Strukturen nicht übertragbar seien.
Doch genau dieses Dogma gehört zerstört: Exakt gehört aufgelistet, was von anderen Ländern zu lernen ist, welche Erstarrungen in Denken und Handeln verändert gehören. Und wenn die Politiker das schon nicht aus Ethos tun, dann zumindest aus Image-Gründen: Denn kranke, lerngestörte Kinder machen sich nicht gut zur Standortwerbung.