: Neue Luftangriffe gegen Aufständische
LIBYEN Regimetruppen greifen Waffenlager in der Stadt Adschdabija an. Frankreich und Großbritannien fordern erneut eine Flugverbotszone. Clinton trifft sich in Paris erstmals mit Vertretern der Opposition
TOBRUK/TRIPOLIS dapd/afp | Die libysche Luftwaffe hat am Montag die von Rebellen gehaltene Stadt Adschdabija angegriffen. Kampfflugzeuge hätten Waffenlager in der Stadt bombardiert, um die Gegner von Machthaber Muammar al-Gaddafi von Nachschublieferungen zur nahe gelegenen Front abzuschneiden, sagte ein Vertreter der Rebellen. Bei dem Angriff habe es auch Verletzte gegeben.
Adschdabija liegt östlich der Hafenstadt Brega, wo sich Truppen Gaddafis und die Rebellen bereits am Sonntag erbitterte Gefechte lieferten. Der 750 Kilometer südöstlich von Tripolis gelegene Hafen wurde nach Angaben des Rebellenvertreters von den Gegnern Gaddafis kontrolliert. Die Kämpfe dauerten am Montag an.
Ein Arzt in Brega sagte, die Regierungsgegner seien angesichts der Bombardierungen zunächst aus der Hafenstadt geflohen. Später hätten sie jedoch zurückgeschlagen und Gaddafis Truppen abwehren können, die von der Seeseite aus gekommen seien. Der Arzt erklärte weiter, Gaddafis Truppen verfügten offenbar nicht über ausreichend Soldaten, um eingenommene Gebiete auch halten zu können.
Gaddafis Soldaten belagerten unterdessen die letzte wichtige Stadt im Westen, die von den Rebellen gehalten wurde – Misurata, 200 Kilometer südöstlich von Tripolis. Die Truppen kappten die Wasserversorgung und ließen auch keine Tankwagen durch, wie Augenzeugen erklärten. Nach einem Bericht des libyschen Staatsfernsehns sollen übergelaufene Soldaten straffrei bleiben, wenn sie sich den Regierungstruppen stellen. Wer sich von den „bewaffneten Banden“ abwende und seine Waffen abliefere, werde nicht bestraft, ließ das Militär am Montag mitteilen.
Gaddafis Offensive wird massiv von Luftwaffe, Kriegsschiffen und anderen schweren Waffen unterstützt. Frankreich und Großbritannien setzten sich am Montag erneut für eine Flugverbotszone über Libyen ein, um die libysche Opposition zu unterstützen. Der britische Außenminister William Hague erklärte, eine solche Zone könne angesichts großen menschlichen Leids auch ohne eine Resolution des UN-Sicherheitsrats durchgesetzt werden. Hague wollte nicht ausschließen, das Waffenembargo gegen Libyen zu überarbeiten. Auf diese Weise könnten die Rebellen mit Waffen beliefert werden. Auch Frankreich arbeitet an einer Liste mit neuen Sanktionen gegen Gaddafis Regime.
US-Außenministerin Hillary Clinton traf am Montag zu Gesprächen über die Lage in Libyen in Paris ein. Neben europäischen Spitzenpolitikern wollte Clinton auch Vertreter der libyschen Opposition zu Gesprächen treffen. Es ist der erste Kontakt eines hochrangigen Ministers der US-Regierung zu Gegnern Gaddafis.
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