Nicht jede Flut wird zur Katastrophe

In Mosambik wütet ein verheerendes Hochwasser – wie vor Jahren, als Hunderte ertranken und sogar die Bundeswehr eingriff. Aber diesmal wurden die gefährdeten Menschen rechtzeitig evakuiert. Nur ihre Versorgung in Auffanglagern bereitet Probleme

„Die frühen Warnungen sind rechtzeitig ernst genommen worden“

AUS KAPSTADT MARTINA SCHWIKOWSKI

Schwere Regenfälle haben in Teilen Mosambiks Felder und Häuser überflutet und Viehherden zerstört. Aber lediglich 40 Menschen kamen ums Leben; die meisten Dorfbewohner entlang dem Sambesi-Fluss konnten rechtzeitig in höher gelegene Gebiete gebracht werden. 90.000 Menschen entkamen somit den Wassermassen.

In den Jahren 2000 und 2001 wurde Mosambik zuletzt von schweren Fluten heimgesucht. Damals kamen viele Hilfseinsätze zu spät, und etwa 700 Menschen starben. Manche hatten sich auf Bäume geflüchtet und wurden durch dramatische Hubschraubereinsätze mit Seilwinden in Sicherheit gebracht. Selbst die Bundeswehr griff damals helfend ein.

Nach dieser Katastrophe stellte Mosambiks Regierung einen Vorsorgeplan für die häufig von Fluten bedrohten Provinzen auf. Davon profitierte jetzt die vorbeugende Rettungsaktion. „In einem eingerichteten Kontrollzentrum in der Stadt Caia (Nordmosambik) gab es täglich Treffen mit den beteiligten Hilfsorganisationen, und die einzelnen Schritte zur Evakuierung der Menschen sind dort gut koordiniert worden“, berichtet Caroline Hooper-Box, Sprecherin des Hilfswerks Oxfam für das südliche Afrika. „Die frühen Warnungen sind rechtzeitig ernst genommen worden, und auch die Zusammenarbeit mit dem Nachbarland Sambia hat besser geklappt als bei den Überschwemmungen vor einigen Jahren.“

Die Fluten waren abzusehen. Seit den heftigen Regenfällen im Januar ist der große Cahora-Bassa-Staudamm in Mosambiks Tete-Provinz, der zur Erzeugung von Strom betrieben wird, übervoll. Regelmäßig mussten die Schleusen geöffnet und große Wassermengen in den Sambesi-Fluss zurückentlassen werden, obwohl dieser bereits auf einen sieben Meter hohen Wasserstand angeschwollen war – die gleiche Höhe wie bei den Fluten von 2000/01. Bis zu 9.000 Kubikmeter pro Sekunde wurden abgelassen; jetzt sind es noch 6.000.

Aus den am schlimmsten betroffenen Provinzen Tete, Zambezia, Manica und Sofala in Zentralmosambik sind die Dorfbewohner aus den Tälern entlang dem Sambesi evakuiert worden. Schätzungsweise 285.000 Menschen sind insgesamt von der Katastrophe bedroht; 46.000 Häuser, 100 Schulen, Gesundheitszentren, Straßen und Brücken wurden überflutet. Die Bewohner kamen mit Kanus und Booten in Sicherheit. 30.000 Zelte in höher gelegenen Hilfslagern dienen für die kommenden Monate als Behausung.

An einigen vor Überflutung sicheren Stellen haben Menschen begonnen, neue Hütten zu bauen. „Viele Mosambikaner warten noch auf Behausung“, sagt Paulo Zucula, Direktor des mosambikanischen National Disaster Management Instituts. „Unsere größte Sorge ist die Unterbringung und die Versorgung der Menschen in den Lagern.“ Nicht alle Lager seien über Land erreichbar, und in einigen fehlten Trinkwasser und Lebensmittel.

Nun ist die schlimmste Katastrophe bewältigt, aber es ist mit weiteren Regenfällen zu rechnen. Zudem soll Mitte der Woche ein Zyklon eintreffen.

Die Evakuierten sind weitgehend auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. 40.000 Hektar Acker sind überflutet worden, und die Regenzeit in Mosambik, Malawi, Sambia und Simbabwe hält noch einen weiteren Monat an, bis zur Ernte im April/Mai. Bis dahin könnte sich die Zahl der von den Fluten Betroffenen verdoppeln, schätzt Zucula.

Das UN-Welternährungsprogramm WFP hat begonnen, Nahrung per Hubschrauber an 10.000 Menschen zu verteilen, doch laut WFP fehlten 105 Millionen Dollar für weitere Hilfsoperationen im südlichen Afrika in diesem Jahr. Oxfam hat 400.000 britische Pfund (600.000 Euro) für Nothilfe in Mosambik zur Verfügung gestellt, die Deutsche Welthungerhilfe 55.000 Euro.