DALIY DOPE (488)

Ein langer Nachmittag zum Thema Doping im Sportausschuss des Bundestags: Zunächst wurde öffentlich getagt, der Zwischenbericht des Forschungsprojekts „Doping in Deutschland von 1950 bis heute“ vorgestellt. Ergebnis: Doping hat nicht erst in den 60er Jahren mit Anabolika begonnen, sondern schon in den 50er Jahren. Leistungssportler dopten unter ärztlicher Anleitung, beispielsweise mit dem Methamphetamin Pervetin. Im Zweiten Weltkrieg wurde die „Panzerschokolade“ oder das „Fliegersalz“ vor allem Soldaten verabreicht – zur Angsthemmung und Euphorisierung. „Dass die Entwicklungen aus dem Krieg in den Sport diffundiert sind, ist neu“, sagte Jürgen Fischer, Direktor des Bundesinstituts für Sportwissenschaften, das das Projekt mit 450.000 Euro finanziert.

Nach etwa zwei Stunden war die Vorstellung der Sachverständigen vorbei und zugleich der öffentliche Teil der Sitzung. Es folgte der Tagesordnungspunkt „Bericht zur personellen Situation der Nationalen Anti-Doping-Agentur“. Allem Anschein nach ging es heiß her. Die Bundestagsbedienstete an der Tür, eigentlich etwas zu klein für eine Türsteherin, ließ auch keine Abgeordneten-Mitarbeiter mehr rein, ganz altmodisch wurde per Handzettel kommuniziert. Kontrovers und gar nicht mehr sachlich sei die Debatte drinnen. „Sonst sind Sie hier immer gern gesehen. Aber heute haben wir nichtöffentlich getagt und Stillschweigen vereinbart. Daran muss auch ich mich halten“, sagte die Sportausschuss-Vorsitzende Dagmar Freitag (SPD) nach der zweistündigen Sitzung den geduldig wartenden Journalisten. Nach dem überraschenden Ausscheiden der kommissarischen Nada-Geschäftsführerin Anja Berninger und der Berufung von Martin Nolte sowie Lars Mortsiefer als neuem Nada-Vorstand gab es im Sportausschuss anscheinend regen Diskussionsbedarf: „Wir haben die Pressemitteilung der Nada vernommen“, sagte Freitag, ließ sich aber keinen Kommentar zum Führungschaos bei den obersten Dopingwächtern entlocken. CAI