„Euer Horst muss rollen“

Virales Marketing ist keine Krankheit, sondern einfach Werbung. Und die macht Hape Kerkeling eben für VW

Horst Schlämmer ist die wohl beste Erfindung von Hape Kerkeling seit seiner unsterblichen Personifizierung der niederländischen Königin Beatrix. Die Figur als viehisch-sympathischer Lokaljournalist vom Niederrhein feiert Erfolg nach Erfolg, der Schlämmer-Blog im Internet (www.schlaemmerblog.tv) gehört zu den meistgelesenen der Republik.

Hapes Horst ist aber wohl auch die beste Erfindung für VW, denn der Schlämmer-Blog ist nichts anderes als die Bugwelle einer neuen Werbeform – virales Marketing: „Die Situation ist ernst – ich brauche Führerschein“, bloggte Horst Schlämmer diese Woche, „aber mit einem Bruttogehalt muss man sehen, wo man bleibt.“

Schlämmer hat auch gleich die Lösung: „Jeder Tunnel hat ein Licht. Besonders in der Öffentlichkeit. Ich bin stellvertretender Chefredakteur und deutschlandweit Grevenbroicher Prominenter. Daher finden mich wirtschaftliche Kreise interessant am Punkto Öffentlichkeitsarbeit.“

Für wirtschaftliche Kreise lies hier: Volkswagen, an deren Auots – allen voran am Golf – der Sympathieträger Schlämmer schon immer nur gute Haare ließ. „Volkswagen übernimmt faktisch meinen Führerschein“, heißt es nun im Schlämmer-Blog, die zugehörigen Filmchen mit Hape sind schlicht VW-Werbung: „Schließlich gilt letztendlich zweierlei: Euer Horst muss rollen. Und der Rubel auch. Auch wenn das jetzt Euro heißt.“

„Brand Demand“, Markennachfrage verspricht denn auch die als Impressum des Schlämmer-Blogs aufgeführte internationale Agentur Tribal DBB für ihre Kundschaft zu erzielen. Ein Schelm, wer dahinter nur Hape K. vermutete. Nun sind nach dem das Internet regulierenden Mediendienste-Staatsvertrag zwar auch in der Blogosphäre redaktionelle Inhalte und Werbung a) zu trennen und letztere b) klar zu kennzeichnen. Doch diese aus einem anderen technischen Zeitalter stammenden Spielregeln unterfordern die Werber des Web 2.0 schon seit langem.

Selbst Horst Schlämmer ist, wie am VW-Deal zu besichtigen, schon weiter. Er sieht ja auch nicht aus wie ein Lokaljournalist vom Niederrhein. Sondern eher wie Helmut Markwort. STG