Gloysteins Glanzleistung

VERWALTUNG Wenn heute die Kulturdeputation berät, hat das Kulturressort hat einen epochalen Prozess (fast) abgeschlossen: seine eigene Reorganisation

Nun werden die „Zahlenmenschen“ in die Kulturverwaltung integriert

Die Reorganisation der Kulturverwaltung ist nahezu abgeschlossen. Heute berät die Kulturdeputation über einen entsprechenden Bericht, der vor allem die Integration der „Kultur-Einrichtungsberatung Bremen“ (KEB) in die Fachverwaltung zum Thema hat.

Was nach langweiliger Technokratie klingt, ist der fast erreichte Endpunkt eines äußerst langwierigen Prozesses, dessen penetrante Perpetuierung häufig für politischen Wirbel und Unmut in den Bremer Kultureinrichtungen gesorgt hatte.

1999, auf dem Höhepunkt des allgemeinen McKinsey-Fiebers, gründete das damals noch CDU geführte Kulturressort die „Kulturmanagement Bremen GmbH“, zuständig für die betriebswirtschaftliche Beratung und Kontrolle der größeren Einrichtungen. Diese bewerteten das als Übergriff des grassierenden Beraterwesens – als Gängelung durch Zahlenmenschen ohne inhaltliches Verständnis für kulturelle Profile und inhaltlichen Aufgaben. Dazu kamen zahlreiche Schnittstellen-Probleme zwischen der privatrechtlich verfassten KMB, aus der später die KEB wurde, und der öffentlichen Verwaltung. Um „hoheitlich“ handeln zu können, etwa beim Ausstellen von Zuwendungsbescheiden, mussten etliche KMB-Mitarbeiter mit kleinen Zeitkontingenten zugleich bei der Behörde angestellt werden.

Das wiederum ließ der Landesrechnungshof nicht durchgehen. Nun werden die „Zahlenmenschen“ in die Kulturverwaltung integriert, womit Rot-Grün – gerade noch rechtzeitig – eine seiner zentralen kulturpolitischen Zusagen aus dem Koalitionsvertrag erfüllt: Kulturfachlicher und wirtschaftlicher Sachverstand sollen sich in den Einzelreferaten bündeln, statt Parallelstrukturen darzustellen.

Dabei konnte sich Rotgrün auf einen CDU-Kultursenator stützen, von dem nicht allzu viele Meriten bekannt sind. Es ist tatsächlich Peter Gloystein, der Weinfest-Eröffner, der die Auflösung der damaligen KMB verfügte. Dass daraus kein zielgerichteter Prozess wurde, steht auf einem anderen Blatt. Der Verweis auf Gloystein markiert die historischen Dimensionen dieser Reorganisation.

2006 brach die Behörde ihre eigene Reorganisation ab, ohne dafür Gründe zu nennen – im Hintergrund jedoch tobte manche Fehde, woran auch die Personalräte nicht unbeteiligt waren. Aus der KMB wurde lediglich die KEB – die nun immerhin nicht mehr mit dem identisch kürzelnden Kampfmittelräumdienst verwechselbar ist.

Das jetzt erreichte Ergebnis hat noch keinen glanzvollen Namen: Es ist ein „Vorläufiger Geschäftsverteilungsplan“, mit dem die exakt 38,8 Stellen der künftigen Kulturbehörde restrukturiert werden. De facto jedoch steht, beispielsweise, der Schreibtisch der Controllerin für die Bürgerhäuser nun dort, wo er hingehört: im Referat Soziokultur statt in einer ausgegliederten GmbH, die mit kaufmännischem Sachverstand besetzt ist.

Das nun auch der lange verwaiste Schreibtisch des Kulturabteilungsleiters sehr gut besetzt ist, bedeutet für die Behörde einen Sprung nach vorn.

Für die Bevölkerung sind solche Vorgänge staubtrockenes Verwaltungshandeln. Doch für die Kultureinrichtungen bedeuten sie das Ende einer langen Durststrecke: Behördlicher Kompetenzwirrwarr und -mangel haben viele Kapazitäten gebunden. HENNING BLEYL