Eichhörnchen zu Geldstrafe verurteilt

ATOMPROTEST Die Umweltaktivistin Cécile Lecomte, genannt das Eichhörnchen, muss 200 Euro Geldstraße zahlen. Sie war ins Zwischenlager Gorleben geschlüpft und hatte dort mit Tannenzapfen jongliert

Lecomte protestiert mit spektakulären Kletteraktionen gegen Atomkraftwerke

Wegen einer Protestaktion am Atommüllzwischenlager Gorleben hat das Amtsgericht Dannenberg die Umweltaktivistin Cécile Lecomte zu einer Geldstrafe von 200 Euro verurteilt. Der Richterspruch erfolgte wegen Hausfriedensbruchs. Einen weiteren Anklagepunkt – Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte – hatte die Staatsanwaltschaft im Verlauf des mehrfach unterbrochenen Verfahrens zurückgezogen.

Lecomte war bei einer Demonstration am Zwischenlager im Sommer 2008 kurzzeitig durch den äußeren Zaun auf das Gelände der Anlage geschlüpft und hatte dort mit Tannenzapfen jongliert. In dem Prozess verteidigte sich die Atomkraftgegnerin selbst. Die Entsorgung radioaktiver Abfälle sei eine gesetzlich geregelte, gesamtstaatliche Aufgabe, sagt sie. Aus diesem Grund unterliege der Zwischenlager-Betreiber GNS einer unmittelbaren Grundrechtsbindung: „Also durfte ich am Zwischenlager wohl demonstrieren.“

In ihrem eineinhalbstündigen Plädoyer wies Lecomte auf den aktuellen politischen Kontext hin. „Die Meldungen über eine atomare Katastrophe in Japan reißen nicht ab und geben Atomkraftgegnern Recht, die seit Jahrzehnten vor der täglichen Gefahr eines GAU warnen“, erklärte sie. Die Atomkraft als menschenverachtende Technologie sei gefährlich und nicht der kreative Protest dagegen.

Zur Urteilsverkündung verließ Lecomte den Gerichtssaal, weil der Schuldspruch vorab festgestanden habe. Die politische Bedeutung des Prozesses erkannte auch Richter Thomas Stärk. „Bei den Gorleben-Angelegenheiten ist das immer ein Grenzpfad“, sagte er in seiner Urteilsbegründung.

Lecomte protestiert seit Jahren unter anderem mit spektakulären Kletteraktionen gegen Atomkraftwerke und Castortransporte. Sie wird in der Protestszene Eichhörnchen genannt. Gegen das Dannenberger Urteil prüfe sie nun Rechtsmittel, sagte sie der taz. REIMAR PAUL