ERSTER PROZESS NACH LIEBIG-14-RANDALE : Angeklagter schweigt
Die Krawalle nach der Räumung des Hausprojekts Liebig 14 haben erste juristische Konsequenzen. Am Montag begann ein Prozess gegen einen Briten, Graham B., der am Abend nach einer Demonstration gegen die Räumung einen Schotterstein auf einen Polizisten geworfen und sich vehement gegen seine Festnahme gewehrt haben soll. Die Anklage wirft ihm versuchte Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vor. Der 36-jährige Dreadlock-Träger, der arbeitslos in Hamburg lebt, schwieg zu den Vorwürfen. Drei Wochen saß er in U-Haft. Aktuell ist er haftverschont.
Drei Polizisten sagten vor Gericht aus, B. als Werfer „definitiv erkannt“ zu haben. Markant sei der „verzottelte Bart“ gewesen, so der 36-jährige Gruppenführer. Der Mann sei unvermummt aus einer Menschenmenge herausgetreten und habe den Stein „mit voller Wucht“ aus wenigen Metern geworfen. „Das habe ich so brutal noch nicht erlebt.“ Der getroffene Polizist wurde aufgrund seiner Schutzkleidung nicht verletzt. Widersprüchlich wurde es, als die Beamten den Werfer beschreiben sollten und dies mit Fotos abgeglichen wurde, die von B. nach der Festnahme gefertigt wurden: Trug der Werfer eine Kapuze oder nicht? Trug er helle oder dunkle Kleidung? Da zwei Polizisten nicht erschienen, wurde der Prozess auf kommenden Dienstag vertagt.
Die Räumung Anfang Februar war von Krawallen begleitet. 61 Polizisten wurden verletzt, 82 Personen vorläufig festgenommen. Die Staatsanwaltschaft setzt auf Tempo: Neben dem Briten wurde gegen acht mutmaßliche Randalierer Anklage erhoben. Gegen die neun letzten Bewohner, die in dem verbarrikadierten Haus verhaftet wurden, wird wegen Hausfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung ermittelt. KONRAD LITSCHKO