Gipfelmotto: „Stoppt das Uran-Monster“

Der wichtigste Antiatompreis wurde auf dem Gipfel „Indigenous World Uranium Summit“ verliehen

WINDOW ROCK taz ■ Zum Schluss gab es Preise: Den „Nuclear Free Future Award“ – immerhin mit 30.000 Dollar dotiert – teilen sich 2006 ein Chinese, ein Kanadier und zwei Deutsche. Im größten Reservat der USA – dem der Navajos – war am Wochenende der Anti-Uran-Gipfel „Indigenous World Uranium Summit“ (Iwus) zusammengetreten, in der Nacht zum Montag wurden die Preisträger gekürt.

Der Chinese Sun Xiaodi, ein ehemaliger Bergarbeiter aus der Uranmine 792 in Gansur, zieht seit 1988 durch sein Land, um die gesundheitlichen Folgen des Uranbergbaus öffentlich zu machen – Krebs, Tot- und Fehlgeburten. Dafür wurde er mehrmals eingesperrt. Der Kanadier Gordon Edwards ist seit 30 Jahren ein unermüdlichen Aufklärer, der durch seine Arbeit eine Reihe von Projekten der Atomlobby – Reaktoren, Endlager, Uranabbau – zu Fall gebracht. Die Deutschen Wolfgang Scheffler und Heike Hoedt wurden für ihre Solarreflektoren geehrt. 1986 bauten sie die ersten in Kenia, heute stehen in 21 Ländern 1.000 dieser mit „Scheffler-Spiegel“ ausgerüsteten Solarkocher.

Auf dem Indigenous World Uranium Summit hatten Indigene aus aller Welt in der Navajo-Hauptstadt Window Rock ihre Erfahrungen im Kampf gegen das gefährlichste aller Metalle beraten. Die Bilanz zeigt, dass selbst dort, wo der Uranbergbau längst eingestellt ist, Langzeitwirkungen nicht überwunden sind. Uran entfaltet seine zerstörerische Kraft schleichend – das belegten auch die Berichte aus verschiedenen Reservaten, Ländern und Kontinenten, die in Window Rock zu hören waren.

Bis heute kann man im Navajoland mit seiner fantastischen, abenteuerlichen Landschaft auf die Auswirkungen des Uranbergbaus stoßen. Über 1.000 Minen hat es hier einmal gegeben. Die 250 Teilnehmer des Gipfels diskutierten die Tragödie, die die Navajos seit den 40er-Jahren erlebt haben: Wie sie als Bergarbeiter jahrzehntelang den giftigen Staub einatmeten, wie später alle von verstrahltem Wasser tranken, auf verstrahltem Boden lebten, das verstrahlte Fleisch ihrer Tiere aßen. Die Krebsraten im Minengebiet stiegen Mitte der 70er-Jahre auf das Vielfache des nationalen Durchschnitts. Hunderte starben, Tausende waren durch Krankheiten oder Missbildungen betroffen. Bis heute gibt es „No-go-Areas“. So eindeutig waren die Zahlen, dass die Regierung den Bergleuten 1990 Entschädigungen zuerkannte.

Umso erstaunlicher erscheint, dass heute – wegen der steigenden Uranpreise – Bergbauunternehmen wie Uranium Resources wieder begehrliche Blicke auf das Reservat werfen. Die Navajos jedoch haben aus ihrer Tragödie gelernt. Ihr Präsident, Joe Shirley jr., wurde auf dem Gipfel deutlich: Doo’da’ leet tso doo ho’zho’ doo. Übersetzt: Stoppt das Uranmonster und stellt die Harmonie wieder her! THOMAS PAMPUCH

www.sric.org/uraniumsummit/index.html