Neues Kindergartengesetz
: Zum Scheitern verurteilt

Das Unmögliche möglich machen muss Nordrhein-Westfalens Familienminister Armin Laschet: Wie noch von der rot-grünen Bundesregierung gesetzlich vorgeschrieben, muss der Christdemokrat für eine Ganztagsbetreuung von Vorschulkindern kämpfen. Bis 2010 sollen zumindest für 20 Prozent der Unter-Dreijährigen solche ganztägigen Kindergartenplätze bereitstehen. Doch Minister Laschet hat ein Problem – sein Kabinettskollege und Parteifreund, Finanzminister Helmut Linssen, will nicht zahlen.

KOMMENTAR VON ANDREAS WYPUTTA

Linssen hat Laschet zur Haushaltsdisziplin verpflichtet. Das neue Kindergartengesetz des Familienministers ist damit zum Scheitern verurteilt: Eine bessere Betreuung ist für weniger Geld einfach nicht zu haben. Mag sich Laschet auch für mehr Kinderfreundlichkeit einsetzen: Sein Gesetz hilft weder Eltern noch Kindern.

Die von Laschet versprochene Qualitätsoffensive, der Ausbau frühkindlicher Bildung, die Sprach- und Familienförderung – all dies existiert auch künftig nur auf dem Papier. Die Realität wird anders aussehen. Eine Ganztagsbetreuung durch qualifizierte Erzieher im Kindergarten, die sich viele Eltern wünschen, gibt es nur für die Wenigsten. Stattdessen werden viele Berufstätige ihre Kinder weiter in die Hände von Tagesmüttern und -vätern geben müssen. Die sind zwar nur wenig qualifiziert, aber kostengünstig – und werden deshalb von der Landesregierung als Alternative zum Kindergarten gefördert.

Doch selbst die Betreuung im Kindergarten bleibt defizitär. Wer gibt sein Zweijähriges gern in eine Gruppe von 20 Kindern, die nur von zwei Erzieherinnen betreut wird? Die Berufstätigkeit von Müttern und Vätern wird so nicht gefördert, Kinder bleiben ein Karriererisiko. Die Alternative wäre der Rechtsanspruch auf eine qualitativ hochwertige Ganztagsbetreuung – doch die scheint schlicht zu teuer.