: Scharia-Geld
Himmlische Renditen: Die Deutsche Bank legtden ersten Islam-konformen Publikumsfonds auf
Deutschlands größtes Geldhaus, die Deutsche Bank, legt den ersten Islam-konformen Publikumsfonds auf: Das islamische Recht, die Scharia, lehnt Zinszahlung ab, auch Investitionen in Rüstungsunternehmen und Firmen, die Alkohol herstellen, Schweinefleisch verarbeiten, Glücksspiele anbieten oder mit Pornografie zu tun haben.
Die Fonds konzentrieren sich stattdessen auf Investitionen in den Bereichen Öl, Edelmetall oder Kleidung – nach gründlicher Prüfung durch die Gelehrten blieb eine Auswahl von rund 7.000 Islam-konformen Aktien.
Die über die Tochtergesellschaft DWS zunächst lediglich in den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie in Bahrein vertriebenen „Noor Islamic Funds“ wurden zusammen mit Islam-Gelehrten aus London entwickelt.
Erst im nächsten Jahr soll das Angebot dann auch in anderen Ländern im Mittleren Osten sowie in Asien und Europa vertrieben werden – laut Thomas Richter, DWS-Pressesprecher, jedoch nicht in Deutschland: „Diese Fonds sind nicht Teil der Vermarktungsstrategie in Deutschland.“
Trotz geschätzter 3,5 Millionen Muslime in Deutschland, die zudem laut einer Untersuchung von Mummert Consulting bei einem niedrigeren Nettoeinkommen eine im Vergleich zur christlichen Mehrheit doppelt so hohe Sparquote aufweisen, scheint diese Zielgruppe nicht interessant – auch, weil diese kein Interesse an gestreng islamisch-korrekten Geldanlagen aufbringt, sondern ihre Schäfchen konventionell ins Trockene bringt: Die Commerzbank musste ihren entsprechenden „Al-Sukoor-Fonds“ im letzten Jahr aufgrund mangelnder Nachfrage einstellen.
Gefragt sind solche islamischen Finanzierungsformen, die mit viel Kreativität das Zinsverbot umgehen, indem sie zum Beispiel bei Immobilien-Investitionen den Profit als Mieteinnahmen ausweisen, besonders bei jenen Kunden aus der Golfregion, die ihr Kapital seit dem 11. September aus den USA abgezogen haben und stattdessen in Europa und Asien investieren. Islamisch-korrekte Immobilieninvestments haben dann durchaus konkrete Auswirkungen auf einzelne BürgerInnen: Da die Geschäftstätigkeit mit „unsauberen“ Branchen untersagt ist, dürfen Pornodarstellerinnen oder Besitzer von Bier-Büdchen in die entsprechenden Wohnungen gar nicht erst einziehen.
In den Vereinigten Staaten boomen zeitgleich christliche Fonds der Evangelikalen: Wurden im Jahr 2000 noch 2,37 Milliarden Dollar christlich verwaltet, sind es in diesem Jahr bereits 16 Milliarden. Die christlichen Fonds – vom „Noah Fund“ bis zum „Thriven Financial for Lutherans“ – sparen zum Beispiel Aktien aus, die mit Verhütungsmitteln, Tabak und Alkohol oder Glücksspiel zu tun haben. Auch Unternehmen, die eine positive Einstellung zur Homosexualität vorweisen, werden ausgeschlossen. Dafür ist man in anderen Punkten sehr liberal: Die Beteiligung an Rüstungskonzernen gilt als Bibel-konform. Bergpredigt hin oder her. MRE