Friedliche Proteste im Kosovo

Tausende Albaner demonstrieren für die Unabhängigkeit von Serbien und die Ablehnung des Plans des UN-Vermittlers. Gewaltsame Zusammenstöße bleiben aus

PRIŠTINA taz ■ Eine Demonstration von mehreren tausend Kosovo-Albanern für die Unabhängigkeit der Provinz von Serbien ist am vergangenen Samstag in Priština ruhig verlaufen. Die Polizei des Kosovo und der UN zeigten sich zufrieden. Die Bewegung „Selbstbestimmung“ – einer der Organisatoren – wertete die Demonstration als Erfolg, weil trotz der massiven Kampagne aller Medien und politischen Parteien gegen sie noch so viele Leute mobilisiert werden konnten. Die Organisatoren sprachen von mehr als 30.000 Menschen.

Die wirkliche Zahl dürfte bei 4.000 Teilnehmern gelegen haben, die diszipliniert durch das Zentrum marschierten. Hunderte Ordner begleiteten die Demonstration. In einer Gedenkminute wurde der getöteten Demonstranten vom 10. Februar gedacht, Sprecher der Bewegung „Selbstbestimmung“ forderten die Freilassung ihres Vorsitzenden Albin Kurti, der im Gefängnis sitzt. Es gab derbe Parolen gegen die UN, wie „UN-Mörder“, und das kosovo-albanische Verhandlungsteam, „Hängt euch auf“, doch sie zündeten nicht.

Das Gros der albanischen Bevölkerung solidarisierte sich nicht mit den jungen Leuten der Bewegung „Selbstbestimmung“. „Wir sehnen uns nach Frieden“, sagt ein Restaurantbesitzer, man solle den Ahtisaari-Plan annehmen, „damit Ruhe einkehrt und wir normal leben und arbeiten können“. Die Demonstrantin Sania Sokoli widerspricht. „Ich verstehe ja die Menschen, die schon resignieren.“ Sie fürchtet aber weitere Querelen zwischen Serben und Albanern, wenn der Plan des UN-Vermittlers angenommen würde. Die serbischen Gemeinden im Kosovo würden sich zusammenschließen und einen Staat im Staate bilden, meint sie. Es wäre besser, alle lebten in einem unabhängigen Kosovo zusammen. ER