KOMMENTAR: DANIEL KUMMETZ ÜBER LÜBECK ALS STADT DER WISSENSCHAFT
: Aufstehen ausgezeichnet

Diesen Preis haben sich die Lübecker in den vergangenen Jahren verdient

Lübeck wird 2012 Stadt der Wissenschaft. Das wird in der Lokalpolitik und der Lokalpresse sicher einige Euphorie auslösen – auch die Kieler Landesregierung jubelt schon mit. Doch anders als der Titel vermuten lässt, geht es dem verleihenden Stifterverband der deutschen Wirtschaft eben gerade nicht zuallererst um die Wissenschaft.

Sondern um ihre Kommunikation: Preiswürdig sind städtische Konzepte für Wissenschaftspromotion – die Wissenschaft soll in die Stadt getragen werden. Die Leistungen der akademischen Institutionen einer Stadt spielen bei der Bewerbung keine große Rolle.

Ausgezeichnet werden Zukunftskonzepte, doch wird auch eine Rolle gespielt haben, was in der Vergangenheit war. Und in gewisser Weise haben sich die Lübecker diesen Preis in den vergangenen Jahren verdient: Die Proteste gegen Kürzungs- und Schließungspläne an der Uni haben gezeigt, dass die Bewohner der Stadt sich für ihre akademischen Einrichtungen und deren Leistungen interessieren. Das Aus für die Uni verhinderte letztlich die Bundesregierung mit zusätzlichem Geld.

Dass die Landesregierung nun mitjubelt, darf verwundern: Die Auszeichnung lässt sich nur in einer sehr ironischen Weise in Verbindung bringen mit der Wissenschaftspolitik des Landes: Sie hat die Menschen in Lübeck und im ganzen Land so sehr provoziert, dass sie aufgestanden sind für eine Universität.

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