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Archiv-Artikel

Einfache Lösung

Besser tot als glücklich: der TV-Film „Einfache Leute“ über einen schwulen Ehemann und Vater (20.15 Uhr, ARD)

Von MRE

An ein einfaches Happyend hatte Drehbuchautor Johannes Reben nach eigener Auskunft nie gedacht, nachdem ihm vom NDR „mutig“ angetragen worden war, ein Drehbuch zum Thema „Verheirateter Schwuler um die 40“ zu verfassen. Schade eigentlich, denn so geriet sein Film zu einem „Brokeback Mountain“ in Bremerhaven: Am Ende ist der unglückliche Homo um die 40 tot, und alle sind in Tränen aufgelöst.

Das einstige Schwimmtalent Henrik Bode (Klaus J. Behrendt) lebt als Bademeister und Familienvater. Nach über 19 Jahren taucht sein Exfreund wieder auf; Bode hatte ihn damals verlassen, um seine Schwimmerkarriere nicht zu gefährden. Stattdessen hatte er Betta (Barbara Auer) geehelicht und Sohn Sebastian (Tom Schilling) gezeugt. Beide ahnen nicht, dass Henrik seine Homosexualität heimlich auslebt in der nahe gelegenen Szene Hamburgs, aber auch im Keller seines Schwimmbads: Ebendort wird er von Frau und Sohn „in coitu“ erwischt.

Der von Hetero Behrendt glaubwürdig „schockierend“ dargestellte Analverkehr verfehlt nicht seine Wirkung: Die Ehefrau reißt zu Hause das Kruzifix von der Wand und schmeißt es in den Müll. Dann besinnt sich die tapfere Schwäbin eines Besseren: „Wir stehen das gemeinsam durch“, sagt sie, doch Henrik hat sich längst aufgegeben.

Homosexuelle Zuschauer lockt dieser Film gewiss nicht aus ihrem dunklen Schattenreich der „Darkrooms und Diskotheken“. Soll er aber auch nicht, denn wie „Brokeback Mountain“ handelt es sich um einen Film von Heteros für Heteros: Statt um die Fragestellung, warum Schwule es etwa im Spitzensport nach wie vor schwer haben, geht es vielmehr um „die starke Geschichte einer starken Frau“, die sich ihre Familie nicht zerstören lassen will.

Die „Verheirateten“ unter den Schwulen gibt es immer noch – doch für die Lebenswirklichkeit der Homosexuellen in Deutschland sind sie schon lange nicht mehr repräsentativ. „Mutig“ wäre es gewesen, sich ein richtiges Happyend auszudenken, gern ohne Flitter-Transen – und vor allem gern ohne Tote. MRE