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Archiv-Artikel

Preisdruck durch Brandschutz

THEATER Rolf Specht von der Residenz-Gruppe will das Packhaustheater im Schnoor nun doch nicht kaufen – zumindest nicht für die bisher veranschlagten 650.000 Euro

„Eigentlich“ müsse der Betrieb in beiden Häusern unverzüglich eingestellt werden, sagt der Sachverständige

Von HENNING BLEYL

Rolf Specht möchte nicht 650.000 Euro für das Schnoor-Packhaus bezahlen, in dem das gleichnamige Theater seinen Sitz hat. Das war die Message einer Pressekonferenz, die der grundsätzlich sehr am Erwerb der Immobilie interessierte Unternehmer gestern abhielt. Die Darlegung der Gründe generierte eine zweite Nachricht: Sowohl im Packhaus als auch im baulich direkt angrenzenden „Geschichtenhaus“ sei der Brandschutz derart prekär, dass der Betrieb beider Häuser unverzüglich eingestellt werden müsse.

Specht hatte einen Sachverständigen beauftragt, dessen Untersuchungsergebnis alarmierend klingt: Die Fluchtwege seien zu schmal, zwischen den Nachbarhäusern existiere keine Brandschutzmauer, „eigentlich müssten beide Häuser geschlossen werden“. Abhilfe sei nicht nur teuer, sondern technisch aus Sicht des Sachverständigen auch kaum möglich: Die Brandschutzproblematik lasse sich allenfalls durch einen Rückbau des Nachbargebäudes lösen.

Dieser Nachbarbau, das St. Jacobuspackhaus und jetzige „Geschichtenhaus“, wurde zur Expo 2000 mit Millionenförderungen unter anderem seitens der EU saniert. Der aktuelle Betrieb unter der Regie des Injob-Anbieters bras e.V. umfasst rund 60 MitarbeiterInnen.

Eine Schließung des Hauses sei nicht notwendig, betont auf Nachfrage der Sprecher des Bauressorts, Michael Ortmanns. Selbstverständlich würden die Brandschutzverhältnisse auf Grund der Vorwürfe nun „schnell“ überprüft. „Allerdings sind wir irritiert“, sagt Ortmanns, „dass der Investor zwar an die Öffentlichkeit geht, aber nicht mit uns spricht.“

Auch Immobilien Bremen, beauftragt mit dem Verkauf des Packhauses, beklagt Kommunikationsdefizite. „Wir haben in den vergangenen zwei Wochen mehrfach vergeblich versucht, mit Herrn Specht in Kontakt zu treten“, sagt Immobilien-Sprecher Peter Schulz. Bis zu einem nun endlich zu Stande gekommenen Gesprächstermin kommende Woche werde es seitens der stadteigenen Gesellschaft keine Kommentare geben.

Ein im Auftrag von Immobilien Bremen erstelltes Gutachten attestiert dem Packhaus einen Verkehrswert von 650.000 Euro. Den hält Specht auch aus anderen Gründen für unangemessen. Das Haus habe größere Schadstoffbelastungen als im Gutachten angegeben, zudem schwele ein Rechtsstreit der Stadt mit dem derzeitigen Gastronomiepächter, den er nicht „erben“ wolle. Das bedeute unterm Strich: „Unser Engagement liegt auf Eis.“

Hält er also den berühmten einen Euro für angemessen? Specht: „Dann könnte man das neu durchdenken.“ Unbestritten ist, dass das denkmalgeschützte Gebäude einen großen Investitionsbedarf hat. Das Immobilien-Bremen-Gutachten beziffert ihn auf 1,5 bis zwei Millionen Euro.

Die Ex-Senatoren Manfred Fluss und Bernt Schulte vom Vorstand des Packhaustheatervereins hoffen sehr, dass Specht das Gebäude doch noch kauft. Der Verein, dessen Förderung durch das Kulturressort 2010 auslief, wird sich zwar zum 31. Mai dieses Jahres auflösen. Specht hat jedoch angekündigt, im Falle eines Kaufes den Bremer Theatermacher Dirk Böhling ins Haus zu holen; auch die seit 30 Jahren dort aktiven Amateurgruppen „Phönix“ und „UnionTheater“ sollen ihr Domizil behalten. Fluss und Schulte wollen das mit einem Förderverein unterstützen.

Die letzte eigene Produktion ihres 1978 gegründeten Theatervereins ist die derzeit laufende Komödie „Butterbrot“.