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Archiv-Artikel

Um Westerwelle wird es einsam

LIBERALE Immer mehr FDP-Politiker wenden sich gegen den Parteichef. Als Nachfolger werden Generalsekretär Lindner und Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger ins Gespräch gebracht

BERLIN dapd | Nach dem Wahldebakel in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gewinnt die Führungsdebatte in der FDP immer mehr an Fahrt. Besonders Parteichef Guido Westerwelle stand am Donnerstag erneut stark unter Druck. Führende Liberale forderten seinen Rückzug und brachten als Nachfolger Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger sowie Generalsekretär Christian Lindner ins Spiel.

Die Hamburger FDP-Fraktionsvorsitzende Katja Suding forderte ein neues inhaltliches und personelles Gesamtkonzept für ihre Partei. Dabei stünden „prinzipiell alle Ämter und Themen zur Disposition“, sagte sie dem Hamburger Abendblatt. Eine notwendige thematisch breitere Aufstellung verkörpere niemand mehr als Generalsekretär Lindner, der sicherlich das Potenzial habe, „einmal Parteivorsitzender zu werden“, so Suding.

Die bayerische Vize-Parteichefin Renate Will forderte Westerwelle direkt zum Rücktritt auf. Nach den Misserfolgen bei den Landtagswahlen reiche es nicht, „nur ein paar Stellvertreter auszutauschen“, sagte sie der Süddeutschen Zeitung. Für die Nachfolge nannte sie Leutheusser-Schnarrenberger. „Bei ihr passen Person und Inhalt zusammen.“ Auch FDP-Vorstandsmitglied Alexander Pokorny sprach sich gegen seinen Chef aus. „Ich glaube nicht, dass ein Parteivorsitzender Westerwelle einen Neubeginn glaubwürdig vertreten kann“, sagte er dem Tagesspiegel.

Leutheusser-Schnarrenberger selbst attestierte ihrer Partei ein Glaubwürdigkeitsproblem. „Man darf nicht alles auf die Atomkatastrophe in Fukushima schieben“, sagte sie der Mittelbayerischen Zeitung. Wenn die FDP nach Antworten suche und Konsequenzen ziehe, „muss sie berücksichtigen, dass wir schon vorher in einer schwierigen Situation waren“, sagte Leutheusser-Schnarrenberger.

Eine Vorentscheidung über die künftige FDP-Spitze könnte am 11. April fallen. Dann will das FDP-Präsidium mit den Landeschefs über das Führungsteam beraten. Ein Wahlparteitag findet vom 13. bis 15. Mai in Rostock statt.

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