Furchtbare Verehrer

TV Max Frisch wäre im Mai 100 geworden, Arte würdigt ihn

Die Kunst des weihevollen und distanzlosen Porträts gilt gemeinhin als antiquitiert. Ganz zu Recht natürlich. Wenn Politiker oder Wirtschaftsmanager in solcher Form porträtiert werden, fühlt man sich als Zuschauer ja auch gleich schlecht behandelt, letztlich für dumm verkauft.

Nur im Kulturbereich kommt man mit Kritiklosigkeit offenbar noch durch. Am Sonntag ist etwa auf Arte, im Rahmen eines Themenabends im Vorfeld von Frischs 100. Geburtstag am 15. Mai, Matthias von Guntens Dokumentarfilm „Max Frisch Citoyen“ zu sehen. Man hört darin getragene Erzählstimmen und gediegene Musik. Außer engen Freunden des Schweizer Schriftstellers kommen nur große alte Männer zu Wort: Helmut Schmidt, Günter Grass, Henry Kissinger. Und man denkt als Zuschauer: Das Schlimmste, was einem Schriftsteller geschehen kann, sind wahrscheinlich bedeutende Fans und einem nur das Gute wollende Verehrer als Porträtisten. Der historische Edelrost und die Bedeutungsschwere lasten in diesen 90 Minuten wirklich schwer auf Frisch.

So viel Kritiklosigkeit hat Frisch nicht verdient. Seine Widersprüche und Ecken und Kanten aufzudecken würde ihn einem doch viel näher bringen! Wer von solchen Aspekten etwas erfahren möchte, kann das in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Literaturen tun. Da finden sich differenzierte Analysen, auch kleine Seitenhiebe auf eine heroisierende Behandlung des Schweizer Schriftstellers, die von Matthias von Gunten allzu ungebrochen vorführt. DRK

■ Themenabend „Der große Max Frisch“. Arte, 3. 4., ab 20.15 Uhr