: Von Kinshasa bis zum Mond
MUSIKFILME Im Rahmen der Dokumentarfilmwoche zeigt das Musikfilm-Festival „Unerhört!“ acht Dokumentationen, in denen Musik die Hauptrolle spielt
Wer Filme über Musik sehen will, braucht gewöhnlich eine gute Spürnase. Auf ausgesuchten Festivals kann man die Streifen über MusikerInnen, Bands, ihre Werke, über Festivals oder Musikbewegungen bisweilen sehen, in engagierten Off-Kinos, ab und an beschäftigt sich eine Filmreihe mit einzelnen Musikrichtungen. Alles in allem aber finden sie meist nur ein Nischenpublikum und wer einen Film zweimal sehen will, sucht oft vergeblich nach einer Gelegenheit.
Deshalb hat sich eine Gruppe von Musiknerds aus Hamburg und Berlin vor vier Jahren mit dem „Unerhört!“-Festival vorgenommen, dem Klang-Kino die angemessene Öffentlichkeit zu verschaffen. Mit Erfolg. Rasant ist das Musikfilm-Festival in den ersten drei Jahren gewachsen: Knapp 70 Clips, Spielfilme, Dokumentationen und experimentelle Filme waren Ende 2009 vier Tage lang in vier Hamburger Kinos zu sehen, dazu gab es Partys und Diskussionen, drei Preise waren zu gewinnen und zum ersten Mal trafen sich die MusikfilmerInnen außerdem auf einem Kongress. Dann wurden plötzlich die Fördergelder gestrichen und die für Dezember letzten Jahres geplante vierte Ausgabe stand in den Sternen.
Nun hat die Dokumentarfilmwoche die MusikfilmspezialistInnen unter ihre Fittiche genommen und Dokus über Musik eine eigene Sektion verschafft. Acht Filme hat das „Unerhört!“-Team aus zahlreichen Einsendungen ausgesucht und auch ein Preis für den besten Musikfilm wird am Samstagabend im B-Movie wieder verliehen.
Gute Chancen hat etwa Renaud Barrets und Florent de La Tullayes eindrucksvoller Film „Benda Bilili!“ über die kongolesische Rumba-Band „Staff Benda Bilili“: der erzählt anhand der Geschichte der acht an Polio erkrankten Straßenmusiker aus Kinshasa von einer verwundeten Stadt, unbändigem Lebenswillen und schließlich von umjubelten Konzerten in Europa. Nicht minder eindrucksvoll ist aber auch Christian Hunds, Carsten Christochowitz’ und Uwe Wältrings „Music From The Moon“: der zeigt nicht nur die Stars der isländischen und grönländischen Musikszene, sondern auch außergewöhnliche Landschaften.ROBERT MATTHIES
■ Do, 7. 4. bis So, 10. 4. Programm unter www.unerhoert-festival.de