: Alter soll kein Grund sein, sich zu schämen
Die Bremer Grünen fordern einen Besuchsdienst für alte Menschen. Wer die vorsorgende Hilfe finanzieren soll, ist offen
Die Grünen in Bremen setzen sich für einen Modellversuch ein, der einen häuslichen Besuchsdienst für Menschen über 75 Jahre organisiert. „Immer mehr alte Menschen leben völlig isoliert und nehmen aus Scham, Unwissenheit oder Sprachlosigkeit nicht rechtzeitig Hilfe in Anspruch, die ihnen zusteht“, das erläuterte der grüne Bürgerschaftsabgeordnete Dirk Schmidtmann. Der Besuchsdienst in enger Zusammenarbeit mit den Dienstleistungszentren, die die Wohlfahrtsverbände in den Stadtteilen unterhalten, tätig werden.
Wolfgang Müller vom Paritätischen Wohlfahrtsverband sieht die Problematik in der Erreichbarkeit der Menschen, ohne dabei den Datenschutz zu verletzen. „Grundsätzlich unterstützen wir die Idee“, sagte er gegenüber der taz, „aber es bleibt die Frage der Finanzierung.“
Das soll Bremen nicht allein übernehmen. Hierfür sollen Gelder bei den Wohnungsbaugesellschaften und den Pflege- und Krankenkassen gewonnen werden. „Ambulante Hilfe ist oft preiswerter als eine stationäre Unterbringung“, betont Karoline Linnert, Fraktionsvorsitzende der Grünen. Flächendeckend würde das Modell im Moment nicht finanzierbar sein. In einem Stadtteil mit einem hohen Altenanteil wie der Vahr könnte das Projekt mit weniger als eine Million Euro realisierbar sein, erklärt Linnert weiter.
Mit wie vielen Personen in den Modellversuch gestartet werden soll, das sei stadtteilabhängig und „zum anderen müssen wir erst auf die Reaktionen der betroffenen Bürger warten“, sagt Schmidtmann. Das Modell soll ein freiwilliges Angebot des Staates sein, der professionelle Helfer in die Wohnungen sendet.
Die Idee, den älteren Menschen professionelle Unterstützung für die Bewältigung des Alltags anzubieten, ist nicht neu. In Hannover und München laufen bereits ähnliche Modellversuche, die im Fall Hannover mit Hilfe der AOK und sonst mit Stiftungen finanziert werden.
Kirstin Knapp