: Es geht nicht nur ums Geld
Wohlfahrtsverbände setzen im Kampf gegen Kinderarmut auf bessere Netzwerke und gezieltere Förderung
Die Wohlfahrtsverbände warnen davor, die Debatte um Kinderarmut im Lande Bremen auf Forderungen nach mehr Geld zu reduzieren. Zugleich meldet sich die SPD-Bürgerschaftsfraktion genau damit zu Wort: Der Senat solle sich auf Bundesebene dafür einsetzen, dass die Regelsätze für das Arbeitslosengeld II und die Sozialhilfe angehoben werden, heißt es in einem gestern verabschiedeten SPD-Antrag zur Armutsbekämpfung in Bremen. Bei der CDU stieß diese Forderung umgehend auf Widerspruch. Man setze auf mehr Jobs, nicht auf mehr staatliche Gelder, verlautete aus der CDU.
Die Regelleistungen seien „nicht ausreichend“, sagte hingegen der sozialpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Wolfgang Grotheer, „besonders für Kinder“. So stehen beispielsweise einem unter 15-jährigen Schulkind täglich nur 2,62 Euro für Ernährung zur Verfügung.
„Wir haben in dieser Gesellschaft kein Geldproblem“, sagt der Geschäftsführer des Diakonischen Werkes in Bremerhaven, Eberhard Muras. „Wir haben ein Verteilungsproblem. Und ein Bewusstseinsproblem.“ In Bremerhaven gelten 40 Prozent aller Kinder als arm, 27.000 Kinder unter 15 Jahren leben in Bremen auf Sozialhilfeniveau.
Die Wohlfahrtsverbände wollen am 21. März mit einem „Tag der Kinderarmut“ auf das Problem aufmerksam machen – und die SpitzenkandidateInnen der Parteien mit ihren Forderungen konfrontieren.
Die Arbeitsgemeinschaft Wohlfahrt in Bremerhaven fordert unter anderem einen Ausbau von Ganztagesschulen, und Schuldnerberatungen sowie eine systematischere Betreuung von Alleinerziehenden und Familien mit Migrationshintergrund. Letztere stellen in Bremerhaven rund zehn Prozent der Bevölkerung. Muras setzt unter anderem auf eine verbesserte Sprachförderung bei Kleinkindern. Außerdem müsse gerade unter den MigrantInnen gezielt für den Besuch von Kindertagesstätten geworben werden. „Wir müssen Netzwerke schaffen“, sagt Muras. Diese müssten von Familienhebammen und Kitas über Schulen bis hin in Freizeitheime reichen – und von den Menschen vor Ort mitgestaltet werden können. Auf keinen Fall aber, sagt Muras, dürfe die Kinderarmut zum Wahlkampfthema verkommen. mnz