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Archiv-Artikel

Einblick (538)

CARLA GUAGLIARDI, VISUELLE KÜNSTLERIN

ZUR PERSON

■ Carla Guargliardi, geboren 1956 in Rio de Janeiro. Lebt und arbeitet seit 1997 in Berlin und Rio. Studierte Kunstgeschichte und Architektur an der Pontifícia Universidade Católica von Rio de Janeiro. Künstlerresidenzen unter anderem 1999 am Künstlerhaus Bethanien und 2007 an der Villa Aurora. Mehrere Einzelausstellungen, unter anderem „Schwerelos“, Haus am Waldsee, 2009. Noch bis 30. 8. ist Guargliardi mit der Einzelausstellung „Fuga“ in der Galerie Diehl Cube zu sehen (siehe Seite 14).

Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?Die letzte Ausstellung des belgischen Künstlers David Claebout in der Galerie Johnen ist mir deutlich in Erinnerung geblieben. Seine Arbeit beschwört eine andere Vorstellung von Zeit und ihrer Unerbittlichkeit herauf. Claebouts Bilder versetzen uns in eine statische, diesseitige Stimmung, als seien wir irgendwie außer Kraft gesetzt … nur um die Zeit verstreichen zu „sehen“. Merkwürdigerweise fühle ich hier eine Art Verwandtschaft zum Thema meiner eigenen skulpturalen Fragen: „Wo ist die Zeit, die ich in einem bestimmten Raum zurückgelassen habe?“ Wenn ich zurückkehre, um sie wieder abzuholen, warum ist sie dann weg? Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/kannst du empfehlen? Die Berliner Philharmonie ist ein absolutes Muss, weil man hier das Hören „sehen“ kann. Ein fantastisches Musikprogramm und ein Beispiel intelligent angewandter Architektur. Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/dich zurzeit durch den Alltag? Ich lese regelmäßig Serrote, ein brasilianisches Magazin, veröffentlicht vom Institut Moreira Salles, mit Essays über Kunst, Literatur und Philosophie. Eine vielfältige und erlesene Auswahl von AutorInnen und Themen. Da ich die schlechte Angewohnheit habe, mehrere Bücher gleichzeitig zu lesen, kann ich kein einzelnes Buch nennen. Einige klassische brasilianische AutorInnen liegen immer herum, sie helfen mir, in engem Kontakt zu bleiben mit einer bestimmten Art, die Welt wahrzunehmen – wie es zum Beispiel Guimarães Rosa, Clarice Lispector oder Machado de Assis tun. Außerdem ist Italo Calvino eine ständiger Begleiter, insbesondere durch „Cosmicomics“. Auch die Gedichte von José Lezama Lima, Emily Dickinson und Rafael Courtoisie sind unerschöpfliche Quellen der Inspiration für mich. Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/dir am meisten Freude? Das wissbegierige Gesicht meines Hundes.