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JÖRG SUNDERMEIER
In der Friedrichshainer Kultkneipe Zielona Gora wird am Donnerstag der Film „Die neuen Nazis – von der NPD-Gründung bis zu den NSU-Morden“ gezeigt (Grünberger Straße 73, 18 Uhr), hernach wird über den aktuellen Stand der Verhandlungen im NSU-Prozess informiert und diskutiert. Selbstredend geht es dabei darum, wie sehr die Behörden und die Justiz „auf dem rechten Auge blind“ waren und noch immer sind und wie sehr die rassistischen Übeltaten der Neonazis in der bürgerlichen Gesellschaft, wenn sie schon nicht auf Zustimmung stoßen, so doch zumindest keinen Protest aufkommen lassen. Zugleich soll an dieser Stelle allerdings aufgezeigt werden, wie sehr die NSU-Mörder in der Geschichte der BRD – und der DDR – verwurzelt sind, sodass die Überraschung, mit der öffentlich auf die Taten der Rechtsterroristen reagiert wurde, kaum zu erklären ist. Die Referent_innen arbeiten im apabiz – Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin.
Am Samstag versammelt sich dann die Anti-Rassismus-Szene (U-Bahnhof Cottbusser Platz, 12 Uhr), um mit einer Demonstration an die Ereignisse in Hellersdorf zu erinnern, die sich in diesen Tagen erstmals jähren. Organisierte Nazis und Stammtischchauvinist_innen hetzten seinerzeit gegen das dort zu eröffnende Asylbewerberheim und waren sich dabei nicht zu schade, auch noch vor den laufenden Kameras ihren Scheißdreck zu verbreiten. Seitdem kommt es immer wieder zu Übergriffen auf die Heimbewohner_innen, immer wieder wird ihnen offen gedroht. Doch zuletzt hat die linke Szene diesen Stadtteil ein wenig aus den Augen verloren. Das soll sich mithilfe dieser Demo nun ändern.
Am gleichen Tag wird am Brandenburger Tor (14 Uhr) gegen die alltägliche legale und illegale Überwachung marschiert, es ist die berühmte „Freiheit statt Angst“-Demo des Jahres 2014. Wieder geht es um die Enthüllungen von Edward Snowden, aber auch um Kameras, die die Straßen filmen und sogenanntes verdächtiges Verhalten überwachen. Dieser permanenten Überprüfung soll also scharf entgegengetreten werden.
Schließlich wird dann am Montag in der Möbel Olfe (Reichenberger Straße 133, 19 Uhr) eine Soliparty für ein neues Sexarbeiterinnen-Peerprojekt stattfinden. Die selbst betroffenen Veranstalter_innen wissen: „Schönreden oder Verteufelung von Prostitution ist Zeitverschwendung. Tatsache ist, dass Sexarbeit Arbeit ist und moralische Diskussionen oder ‚Helfenwollen‘ fast immer an unsren Bedürfnissen und unsren Realitäten vorbeigehn. Oder, schlimmer, Vorurteile und Gewalt gegen uns noch verstärken.“ Das stimmt ja auch.
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