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Archiv-Artikel

Kein Therapeut in Sicht

ÄRZTEMANGEL Im ländlichen Niedersachsen fehlt es nicht nur an Hausärzten, auch müssen Kinder und Jugendliche lange auf einen Therapieplatz warten

Der Bedarf an Therapieplätzen berechnet sich nach den Fallzahlen der 90er Jahre

Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen müssen in Niedersachsen oft wochen- oder monatelang auf psychotherapeutische Behandlung warten. Vor allem in ländlichen Gebieten mangle es an Therapieplätzen – im Schnitt findet ein Viertel der Eltern keinen freien Platz.

„Neben dem Hausärztemangel gibt es auch einen Psychotherapeutenmangel, besonders auf dem Land“, sagte die Präsidentin der Psychotherapeutenkammer Niedersachsen, Gertrud Corman-Bergau. Am schlechtesten ausgestattet seien derzeit die Landkreise Peine, Cloppenburg, Leer und Vechta. Auch in Landkreisen wie Ammerland, Celle und Gifhorn fehlen viele Plätze.

Die Richtlinie zum Bedarf an Therapieplätzen basiert auf den Behandlungszahlen der 90er Jahre, die sich mit den heutigen Fallzahlen nicht mehr decken. Aktuellen Studien zufolge zeigen mittlerweile bis zu 20 Prozent der Kinder psychische Auffälligkeiten, fünf Prozent sind psychisch krank. „Die Psyche rückt stärker in den Fokus, zum Beispiel bei den Vorsorge- und Schuleingangsuntersuchungen“, sagt Corman-Bergau. Der Bedarf müsse neu berechnet werden.

Bei schwerwiegenden akuten Fällen wie Magersucht oder massiven Depressionen gebe es zwar sofortige Behandlungsmöglichkeit in einer psychiatrischen Klinik, sagte Corman-Bergau. Aber nur zeit- und wohnortnahe Versorgung mit Therapeuten könne spätere gravierende psychische Erkrankungen vermeiden. (dpa)