EGON BAHR WIRD 85

Es gibt nur wenige deutsche Außenpolitiker, die so viel erreicht haben wie Egon Bahr. Der Sozialdemokrat setzte sich schon Anfang der 60er-Jahre, als die CDU-regierte Bundesrepublik Frontstaat im Kalten Krieg war, für einen Kurswechsel in der Bonner Ostpolitik ein. Bahr sprach sich als Erster für einen „Wandel durch Annäherung“ aus. Eine Formel, die berühmt werden sollte, weil sie der spätere Kanzler Willy Brandt 1969 zum Leitmotiv seiner Regierung erhob. Als Staatssekretär führte Bahr die ersten Verhandlungen – begleitet von erbitterter Kritik der Union. Er gilt als „Architekt der Ostverträge“ mit der Sowjetunion, Polen und der DDR, in denen gegenseitiger Gewaltverzicht festgeschrieben wurde. Das Viermächteabkommen 1971 sicherte den Status Westberlins und brachte den Bewohnern der Inselstadt Reiseerleichterungen. Auch als Parteipolitiker hatte Bahr Erfolg: Als SPD-Geschäftsführer leitete er den siegreichen Wahlkampf 1980. Kurz vor seinem 85. Geburtstag am Sonntag könnte sich Bahr also gelassen zurücklehnen. Doch er fährt weiter regelmäßig in sein Büro in der SPD-Zentrale, beobachtet die aktuelle Politik und mischt sich ein. LKW