heute in bremen : „Ich möchte keine Festanstellung“
Über den Traum vom selbstbestimmten Arbeiten im Netz sprechen Berliner AutorInnen
taz: Herr Haeusler, Sie haben immer frei gearbeitet, aus Überzeugung. Haben Ihre zwei Kinder Sie zum Nachdenken über eine Festanstellung gebracht?
Johnny Haeusler, Autor und Betreiber des Weblogs Spreeblick: Mit Familie kommt der Gedanke an mehr Sicherheit schon auf. Aber ich kenne auch Leute in Festanstellung, die Angst um ihren Job haben. Und ich glaube, mich würde das nicht glücklich machen. Ich bin es gewöhnt, mich um mein Einkommen selbst zu kümmern und könnte das nicht mehr anders, das ist eine Grundhaltung.
Viele Leute machen das gezwungenermaßen, weil ihnen niemand einen festen Job gibt.
Das stimmt, aber… es ist immer schwierig, so etwas zu sagen, ohne so zu klingen, als wäre ich ein neoliberaler FDP-Wähler… ich fände es gut, wenn mehr Leute Verantwortung für ihren Job übernehmen würden. Allerdings würde ich mir dafür mehr Unterstützung vom Staat wünschen.
Welche Vorteile bietet das Internet fürs freie Arbeiten?
Man kann ganz andere Produktionsnetzwerke aufbauen, international zusammenarbeiten. Außerdem fällt die Produktionshoheit weg: Eine Zeitung hätte ich früher nicht machen können, mehr als Flugblätter drucken war nicht drin. Jetzt kann ich über ein Weblog publizieren und erreiche theoretisch dasselbe Publikum wie die Süddeutsche.
Die wenigsten verdienen mit ihren Blogs Geld.
Ich finde es in Ordnung, wenn Leute das als Hobby betreiben und es freihalten wollen von kommerziellen Gedanken.
Interview: eib
„Digitale Nomaden“ diskutieren: Arbeitnehmerkammer, Bürgerstr. 1, 20 h.